LittleBigPlanet Karting - Review

LittleBigPlanet Karting

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Review
PS3
75
Mit LittleBigPlanet landete Sony ohne Frage einen großen Hit. Als Jump’n Run auf den Spuren Marios, aber mit einem großen Fokus auf die Kreativität der Spieler, einer großen Onlinegemeinschaft, selbst erstellbaren Level und Geschichten und so einem unerschöpflichen Nachschub an Inhalten, die von den Spielern selbst geliefert wurden. Ein Erfolg nicht nur etwa, weil die Serie mit mehreren Auszeichnungen belohnt wurde, sondern auch weil der hüpfende Held Sackoby zum wiedererkennbaren und beliebtem Gesicht für die PlayStation-Marke wurde. Die „Spuren Marios“ waren hierbei nur am Rande erwähnenswert, immerhin machte Sackboy so vieles anders, frischer und neuer als Nintendos Hüpfer-Ikone. Ganz so fern scheinen sich die beiden aber nicht mehr zu liegen, denn nachdem Mario vor Jahrzehnten das Kart Racing-Genre mit irrwitzigen und nicht ganz fairen Power-Ups auf die Konsole brachte, orientiert sich nun Sackboy an diesem Vorbild und tut es ihm gleich – natürlich mit LittleBigPlanets hauseigener Kreativeinbindung. Kann LittleBigPlanet Nintendos Maskottchen auch auf der Rennstrecke als würdiger Konkurrent herausfordern oder bleibt es gegenüber der erfahrenen Kart-Serie wortwörtlich auf der Strecke?
 

Hitting the Road!

Nachdem die Kunstwelt erst von dem Sammler und von dem Negativitron bedroht wurde, fallen nun die fiesen Horter ein und klauen einfach alles was ihnen unter die Nase kommt. Wie der Name schon äußerst subtil andeutet, horten die Horter das Diebesgut, anstatt damit es etwas Neues zu bauen und es zu teilen. Aber gerade vom Erschaffen, Teilen und Spielen lebt die Welt von LittleBigPlanet, doch die Horter unterbrechen diesen Kreislauf. Natürlich eilt Sackboy wieder zur Rettung herbei, dieses Mal helfen ihm aber seine Hüpfkünste nicht weiter. Die Horter sind in schnellen Karts unterwegs, zu schnell für alle anderen Bewohner der Kunstwelt, also muss Sackboy selbst in eine motorisierte Seifenkiste steigen und die Feinde in ihrer eigenen Disziplin schlagen. So weit, so gut. Im weiteren Verlauf wird die anfangs charmante Geschichte allerdings immer irrelevanter und dient ohnehin nur als schnelle Erklärung warum dieses Mal das Racing im Mittelpunkt des Jump’n Run-Franchise steht. Dieses ist auch grundsätzlich sehr einfach gehalten. Gas geben, Bremsen und Driften ist im Grunde alles, was man zunächst zu beachten hat, wobei ein langanhaltender Drift in einer Kurve dem Kart einen leichten Geschwindigkeitsboost gibt. Darüber hinaus liegen Waffen auf der Strecke herum mit denen fröhlich herumgeballert werden darf und mit denen unliebsame Mitfahrer eben von der Fahrbahn entfernt werden können. Insofern bleibt LittleBigPlanet Karting nahe an dem Format, welches von Mario Kart geformt wurde, doch anstelle von Schildkrötenpanzern nimmt Sackboy lieber gleich wirksamere Raketen. Klugerweise können alle Waffen aber auch zur Verteidigung eingesetzt werden, indem man mit dem Controllstick hinter sich zielt und nahende Geschosse mit seinen eigenen neutralisiert. Eine kleine Warnung gibt einem sogar den richtigen Zeitpunkt bekannt, bei dem man sich gegen eine nahende Zielrakete verteidigen kann. An sich ein solides System, die Mischung der verschiedenen Power Ups ist allerdings äußerst unausgewogen. Zum einen ist die Auswahl der verschiedenen, aber relativ funktionsgleichen Geschosse (Zielraketen, Blitzgeschosse, Multiraketen etc.) für normale Rennstreckenverhältnisse viel zu hoch. Das führt dazu, dass das Rennen regelmäßig in schießwütige und unübersichtliche Raketenorgien ausartet. Zum anderen sind die wenigen Power Ups, die nicht für direkte Zerstörung ausgelegt sind, sich in ihrer Funktion ebenfalls ähnlich, wie etwa der Boxhandschuh und die Reitrakete, die den Spieler ein Stück nach vorne tragen. Ein besseres Mischverhältnis und ein wenig mehr Kreativität wären hier wünschenswert gewesen.
 

Auf wackeligen Rädern

Ebenso unausgegoren wirkt leider auch das Fahrgefühl des Spiels. Obwohl die Rennmechanik auf einem soliden Grundgerüst basiert, wirkt die Lenkung der Karts sehr grob und teilweise nicht flüssig genug. Rechts- und Linksbewegungen ziehen manchmal nur sehr schwach nach, teilweise verweigert die Steuerung sogar kleinere Befehle oder Fahrkorrekturen. Das macht das Ausweichen von Hindernissen auf der Strecke manchmal zur Geduldprobe, besonders wenn man gefühlt genug Zeit zum Ausweichen gehabt hätte, das Kart aber zu träge reagiert oder nur schwach in die gewünschte Richtung lenkt. Dabei lassen die meisten Hindernisse auf der Strecke, selbst ungefährlich aussehende gepolsterte Wände, das Kart samt Insasse auf der Stelle bei Kontakt explodieren, auch bei geringer Auffahrgeschwindigkeit. Große Auswahl in den Fahrmodellen bekommt man Anfangs auch nicht geboten. Zwar lässt sich der fahrbare Untersatz ähnlich wie der Sackboy frei gestalten und anpassen, spielerisch beeinflusst das aber nur äußerst wenig. Hinzukommen auch noch diverse Bugs und andere verwunderliche Physik-Spielfehler, die schnell den Spaß mal eben ausbremsen können. So gelang es beim Spieltest ein Kart nach einem Treffer mit dem Boxhandschuh vollständig im Streckenrand festzusetzen, ohne dass es zurück auf die Strecke kommen konnte oder vom Spiel automatisch zurück gesetzt wurde. Items wie der Boxhandschuh oder der Zeitvorsprung wiederum können den Spieler direkt in eine Todesfalle führen, in einem Fall kam es sogar dazu dass die Kamera einen Moment nicht mehr dem Streckenverlauf verfolgte, sondern starr geradeaus blickte. Bei der nächsten scharfen Kurve garantierte das den kompletten Kontrollverlust. Solche Fehler sind natürlich nicht die Regel und können mit etwas Glück vermutlich auch vermieden werden, wer aber Pech hat, für den werden sich solch frustrierende Momente anhäufen. Nichts davon trägt schließlich wirklich zu einem zufrieden stellendem Fahrgefühl bei, welches sich im Ganzen sehr vernachlässigt anfühlt.
 
Nicht zu Vernachlässigen ist bei LittleBigPlanet Karting der Story-Modus, nicht unbedingt wegen der erzählten Geschichte, sondern der freischaltbaren Strecken, Karts und Kostüme wegen. Nach jeder erfolgreich abgeschlossenen Strecke, schaltet das Spiel eine neue frei, wahlweise aber auch ein Minispiel und natürlich die Möglichkeit diese Strecke online mit anderen Mitfahrern unsicher zu machen. Die vom Spiel gebotene Streckenauswahl enttäuscht jedoch, da sie sich entweder sehr leer oder austauschbar anfühlen. Hier und da wirft das Streckendesign zumindest eine Abkürzung oder einen alternativen Weg ein, dort ein Düsenantrieb für kurze Geschwindigkeitsschübe oder einen Abgrund, über den man sich mit einem Enterhaken schwingen kann, aber viele der netten Ideen wiederholen sich oft und immer wieder. Selbst nachdem man sämtliche Strecken befahren hat, wird man es wohl schwer haben Lieblings- oder Hassstrecken zu bestimmen, da keine sich von den anderen wirklich abhebt. Mit den groben Fahrmechaniken zusammen spielt sich die Story sehr bieder und nur wenig motivierend. Bei Laune halten kann wiederum die Abwechslung, welche von den Minispielen geboten wird. Diese lassen den Sackboy zwar weiter im Kart sitzen, verändern aber Steuerung, Perspektive oder Siegesbedingung des Grundspiels und können so auf ihre eigene Art unterhalten. Auch die Arenen bieten immer mal wieder neue Spielvarianten. In abgeschlossenen Arealen können so die Teilnehmer mit den zahlreichen Waffen aufeinander ballern, um so gegen Ablauf der Zeit mit den meisten Treffern zu gewinnen oder sie schnappen sich das mysteriöse Monster-Ei und bleiben ihren Mitspielern fern, die wiederum mit Waffengewalt das Ei in ihren Besitz bringen wollen. Bei dieser Variante gewinnt, wer das Ei zusammengerechnet am Längsten halten konnte. Es gibt zwar noch ein paar weitere Spielarten, aber die Arenen übertreffen die normalen Strecken bei weitem in Sachen Spaß und Motivation. Hier ergibt vor allem der Überfluss an Waffen auch endlich Sinn und fügt sich besser ins Konzept ein. Wer ein wenig Gesellschaft für den Storymodus braucht, kann auch Freunde in sein Spiel einladen. Anstatt online nur gegeneinander zu fahren, lässt sich der Singleplayermodus zusammen durchfahren, denn das Spiel lässt immer Platz für ein paar Sackboy-Verbündete, die von einem menschlichen Mitspieler ersetzt werden können.
 

Selbst ist der Boy

Zum großen Glück von LittleBigPlanet muss sich kein Spieler mit dem zufrieden geben, was die Entwickler an Inhalt anbieten. Dank dem ziemlich flexiblem, wenn auch unübersichtlichem Editor lassen sich eigene Strecken, Minispiele und Arenen erstellen. Wer einfallslos oder faul ist, der kann sich einfach an dem Online-Sammelsurium anderer kreativer Geister bedienen und so ebenfalls indirekt von dem großartigen Editor profitieren. Die Möglichkeiten des Editors dafür gehen sogar weit über das Erstellen von Strecken hinaus, für eigens erstelle Level lassen sich sogar die grundsätzlichen Spielmechaniken anpassen. Wer also das Genre Rennspiel verlassen möchte und stattdessen ein First-Person Shooter-Level kreieren will, könnte mit genug Einarbeitung in die Tool-Kiste da auch fündig werden. Das Erlernen der komplexen Werkzeuge dürfte aber selbst mit den Tutorial-Videos alles andere als leicht werden. Trotzdem ist und bleibt der Erschaffungsgeist die größte Stärke des Spiels, ganz nach dem ursprünglichen Motto von LittleBigPlanet: Play, Create, Share.
 
Optisch bleibt die Karting-Variante dem LittleBigPlanet-Universum treu. Die Welt ist aus Stoff, Pappe, Blech und eine Handvoll Nähte und Knöpfe gemacht, was auch beim Rennspiel ebenso charmant und einzigartig aussieht wie schon im Hauptspiel. Absolutes Highlight ist auch wieder die Musik und wie in den anderen Titeln zuvor sind richtige Ohrwürmer dabei. Der Gute-Laune-Soundtrack wird vermutlich sogar länger im Kopf stecken bleiben als die dazu gehörigen Strecken. Die Erzählstimme für die meisten Tutorials, Levelerklärungen oder Zwischenkommentare ist in der englischen wie auch in der deutschen Version ebenfalls wunderbar und schafft es dem eigenartigen Look des Spiels noch einmal eine Portion absurden, wenn auch sehr passenden Humor zu verleihen. Für mehr Motivation sorgt die Online Community mit ständig neuen Leveln, gemeinsamen Rennen und Arenakämpfen natürlich von ganz alleine, allerdings liegen auf den Offline-Strecken kleinere Goodies wie Sticker verteilt, die man sich auch unter den Nagel reißen kann. Für die meisten wird man die Strecken wohl auch mehrfach fahren müssen, um sie alle zu bekommen – insofern man nicht angesichts des viel bessere Onlinemodus das karge Story-Spiel nach dem ersten Durchspielen nicht wieder vergisst.
 
 
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VOID

Fazit

Pro
+ Charmante Grafik
+ Ohrwurmsoundtrack und toller deutscher Sprecher
+ Äußerst flexibler Leveleditor
+ Online-Community liefert immer neue Inhalte
+ Witzige Anpassungsmöglichkeiten für Sackboy und Kart
+ Arenen und Minispiele bieten Abwechslung von den Strecken
Contra
Grobes, ungenaues Fahrgefühl -
Unausgewogene Item-Mischung -
Austauschbares Streckendesign -[/head]
HatWolf
Das sind also die ersten Schritte für Sackboy in das doch mittlerweile sehr bevölkerte Fun Racing-Genre. Leider nicht vollständig von Erfolg gekrönt, da es sich spielerisch viel zu unbeholfen anfühlt und die Designer viel zu stiefmütterlich an das eigene Streckendesign herangingen. Die Online-Community und der Leveleditor sind hier wirklich die Rettung in der Not für LittleBigPlanet Karting, welches ohne diese Eigenschaften als Standard-Racer einfach untergegangen wäre. So aber liefern die Spieler, worauf die Entwickler zum Teil leider verzichteten – Spannende Strecken, unterhaltsame Ideen und Langzeitmotivation. Das kann das grobe Fahrverhalten zwar nicht ganz ausgleichen, bietet aber dafür einen guten Grund warum LittleBigPlanet Karting trotzdem ein gutes Spiel geworden ist. Wer einen Fun Racer mit starken Kernspielmechaniken sucht, wird hier nur enttäuscht sein, wem aber das kreative Erschaffen, Teilen und Spielen wichtiger ist, der kann hier zugreifen. Definitiv einen Blick wert.
 

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