New Super Mario Bros. U - Review

Wie schön waren die Zeiten damals, als man noch ein Super Nintendo im Zimmer stehen hatte, fette Plastikmodule in den Konsolenschacht rammte, den Brotkasten anwarf und stundenlang Super Mario World spielte ohne dabei zu bemerken wie schnell eben diese verging.

Lang her sind sie diese Zeiten mit Super Mario World, und die später einsetzende Nostalgie daran verblasste nie. Nintendos gemeinsamer Sprung mit dem Klempner in die dritte Dimension war vielleicht eine notwendige, aber für manch einen Fan doch eine ambivalente Entwicklung. Big N erkannte zehn Jahre nach Mario 64 die Wünsche der Fans und liess 2006 mit "New Super Mario Bros." den alten 2D-Charme wieder aufleben. Wie spielt sich also der nun vierte Ableger der "New Super Mario Bros." Reihe auf der Wii U? (Kleiner Tipp an Nintendo: Vielleicht sollte man das "New" aus dem Titel für den nächsten Ableger wieder streichen, wirkt es doch inzwischen recht merkwürdig )

 

Endlich ist die Technik auf HD-Niveau

Gehen wir erst einmal auf die Technik ein: New Super Mario Bros. läuft laut unserer Analyse mit einem Framegrabber mit einer Auflösung von 1080p mit 60Hz und das bemerkt man: Gestochen scharf und butterweich präsentiert sich Marios Welt und dessen Einwohner. Die Grafik passt zu dem Titel und ist liebevoll umgesetzt, wie man es eigentlich aus allen Mario Titeln bisher kennt. Der große Unterschied ist aber, dass sich diese Inkarnation endlich "richtig" und nicht verwaschen anfühlt wie es noch auf der Wii der Fall war. Endlich.

 

Im Singleplayer-Modus spiegelt das Wii U Gamepad zu jeder Zeit den Inhalt des Fernsehers wieder, man hat also so gesehen nicht wirklich einen spielerischen Mehrwert. Das macht aber nicht wirklich etwas, denn dadurch kann man das Spiel auch vollkommen losgelöst vom Fernseher woanders spielen. Das Gamepad ist erstaunlich lagfrei, und das obwohl nicht zu wenig Daten an das Gerät übermittelt werden. Die Gamepad-Tasten sind wie üblich für Mario-Spiele belegt: A/B springen, X/Y greifen/schneller laufen. Es gibt auch noch die Schultertasten, die Mario Wirbeln lassen (was man vorher auf der Wii-Version durch Schütteln der Wiimote auslöste).

 

Get that feeling back, baby!

Haben die letzten New Super Mario Bros. nur zu einem gewissen Teil das Gefühl von Super Mario World wieder aufleben lassen, schafft es die Wii U Inkarnation sehr viel besser, das uralte Gefühl vollends an die Oberfläche hochkochen zu lassen. Das Spiel ist vollgepackt mit Ideen und neuen Elementen, von denen man überrascht wird. Dass Yoshi und Yoshi-Babys in das Spiel integriert wurden, ist unserer Meinung nach eines der größten Highlights überhaupt: Es gibt Level in denen kann man mit einem ausgewachsenem Yoshi genau so spielen wie man es in Super Mario World gewohnt war; kombiniert mit den neuen Möglichkeiten die das Spiel mit den vielen neuen Items bietet, ergeben sich neue Spielmöglichkeiten. Die Mini-Yoshis wollen im Gegensatz zum ausgewachsenen Yoshi lieber getragen werden, und agieren je nach Farbe unterschiedlich, wenn man mit der Schultertaste umherwirbelt. Da gibt es beispielsweise eine Version, die Licht spendet und eine andere die sich aufplustert und mit der mann dann in die Luft steigen kann wie mit einem Fesselballon.

Die Entwickler haben sich offensichtlich viele Gedanken darüber gemacht, wie man diese Yoshis (die einem z.T. auch über das gespielte Level hinaus folgen) gekonnt einsetzen kann um schwer zugängliche Bereiche zu erreichen. Dadurch erhöht sich die Widerspielbarkeit des Titels, denn wenn man nur versucht ein Level zu beenden, hat man eigentlich nur die halbe Wahrheit gesehen. New Super Mario Bros. U ist voll von Geheimein- und Ausgängen, Extraleveln und Räumen voller Münzen, die es zu erforschen gilt. Sogar die Anfangslevel sollten mit den entsprechenden Utensilien wieder besucht werden um vielleicht doch noch einen weiteren Teil zu finden, der vorher nicht erreichbar war. Apropos Levelaufbau: Ein Großteil der Level beinhaltet Elemente, die in keinem Level davor zu sehen waren. Dadurch sind die Level wie eine Art Adventskalender und man fragt sich nur, was wohl als nächstes kommt.

 

Kyoto im Kreativitätsrausch

Obwohl das Spiel 22 Jahre nach Super Mario World erscheint, verschwindet dieses Gefühl bei New Super Mario Bros. U nicht, dass es sich um eine geheime Fortsetzung von Super Mario World handelt, die größer, fetter und besser als der Vorgänger ist. Nintendo baut bei dieser Inkarnation wirklich auf dem alten (und das ist positiv zu sehen) auf und erweitert die Spielparadigmen des Klassikers gekonnt und das muss ihnen hoch angerechnet werden.

 

Der Multiplayer war ein Teil, der mir persönlich in der Wii Version nicht zugesagt hat: Zu viele Leute verursachen zu viel Chaos und provozieren unnötige Tode. Es kann lustig sein, aber kann auch schnell in Frust enden, wenn entweder die Unfähigkeit oder Bösartigkeit der Mitspieler oder seiner selbst den Spielfluss behindern. Na klar, man muss sich die richtigen Leute für solch ein Spiel aussuchen, aber wirklich warm wurde ich mit dem Multiplayer nicht. Die Wii U Version erweitert den Multiplayer: Vier spielen aktiv mit der Wiimote auf dem Fernseher und ein optionaler fünfter Spieler kann mit dem Gamepad Blöcke an jede x-beliebige Stelle platzieren. Natürlich kann dieser fünfte Spieler dadurch bestimmten Spielern helfen und andere blockieren, so dass diese z.B. dagegen Springen und abstürzen. Wie gesagt, Bösartigkeiten sind keine Grenzen gesetzt. Wieso Nintendo es aber nicht erlaubt, dass der 5. Spieler auch eine eigene Figur steuert, ist wohl eher Designsache. Vielleicht glaubten sie, dass dadurch derjenige mit dem Gamepad zu sehr im Vorteil stünde. Wir werden es nie erfahren.

 

 

Challenges, where art thou?

Nintendo hat aber in das Spiel noch mehr eingebaut: Challenges. Das ist ein Herausforderungsmodus, der einen auffordert bestimmte Dinge in einer bestimmten Zeit oder anderen Kriterien zu erfüllen. Gerade hier schreit das Spiel nach einem Achievementsystem, dass die Wii U leider (noch?) nicht bietet – prinzipiell wäre aber gerade dieser Modus ein Vorzeigeschaukasten für solch ein Feature.

Die Herausforderungen sind knackig und man kann sie verschieden gut meistern und wird entweder mit Gold-, Silber- oder Bronzemünzen belohnt.

Der Modus ist gleichzeitig auch ein Trainingsparcours für das Hauptspiel, denn sie erfordern schon ein gewisses Geschick um sie mit Gold abschliessen zu können.

 

Wer alle Features des Spiels ausreizen möchte, alles sehen möchte und nicht ein absoluter Mario-Gott ist, sondern eher sich im Mittelfeld bewegt, wird dutzende von Stunden in das Spiel investieren, man könnte ohne Probleme 50+ Stunden reinbuttern. Es kommt auch immer drauf an, wie ehrgeizig man selbst ist - New Super Mario Bros. U bietet auf jeden Fall genug Herausforderungen und ab der 3. Welt steigt die Schwierigkeit im Spiel spürbar an.

 

Schade nur, dass es keine Achievements auf der Wii U gibt.