Karaoke gehört seit jeher zu den stolzen japanischen Traditionen, die auch nach und nach in den Westen gefunden haben. Jeder ohne spezielles Talent kann zum Mikrophon greifen und die besten Hits der letzten Jahre mitsingen, ganz gleich ob er sich dabei alleine oder mit seinen Freunden zum singenden Affen macht. Der gewisse Mut, der nötig ist, um tatsächlich vor wildfremden Menschen in einer Bar zu singen, lässt sich bekannter Weise ja antrinken, für jene, die aber mal auch lieber nüchtern Lieder nachgröhlen, gibt es die Möglichkeit zu Heimkonsolen-Varianten zu greifen. Spiele wie SingStar auf der PlayStation 2, We Sing für die Wii oder Lips für die Xbox 360 haben ja immer wieder das Karaoke-Prinzip in das heimische Wohnzimmer verfrachtet. Nun stößt auch die neuste Nintendo Konsole mit Sing Party hinzu und bietet mit einer Ansammlung aus 50 Liedern jede Menge Potenzial für zukünftige Amateur-Gesangsduette vor dem Fernseher mit Familie und Freunde. Doch wie kann das eigentliche Verkaufsargument der Wii U, nämlich der zweite Bildschirm des Gamepads, hier punkten?
Let's get the Party started
Das Prinzip von Sing Party dürfte vermutlich niemanden überraschen. Das mitgelieferte Mikrophone wird an die Konsole angeschlossen, danach sucht man sich einen Song aus der Liste aus und singt den angezeigten Text so sauber wie es einem möglich ist mit. Oder man schreit aus voller Kehle den Fernseher an, das ist an sich eigentlich egal. Das Spiel erkennt wie viele andere Vorgänger in dem Genre nicht, ob man den tatsächlichen Text mitsingt oder nur quietschende Brunftlaute von sich gibt, wie immer geht es nur um die getroffene Tonhöhe. Damit werden natürlich keine verborgenen Talente gefördert, es schließt aber potenziell auch niemanden aus an der Gesangsparty teilzunehmen, da es keine Bestrafung dafür gibt, falls man doch nicht wie der nächste Freddie Mercury klingt. Insgesamt gibt es drei verschiedene Spielmodi für Gesangsfreude: Der Party Modus, der Sing Modus und der Team Modus. Vom Party Modus verspricht man sich dem Namen entsprechen natürlich das Kernstück des Spiels, es ist aber auch gleichzeitig der einzige Modus, der versucht das neue Wii U Gamepad in das Karaokespiel einzubinden. Und wie sieht das aus? Der Lead-Sänger schnappt sich das Gamepad-Tablet und kann fortan vom Fernseher wegsehen, da ihm der zu singende Text auf dem zweiten Bildschirm angezeigt wird. Die Spieler vor ihm werden zur aktiven Mithörerschaft, die auf dem Bildschirm einen bunten Unsinn aus riesigen Textzeilen und vagen Tanzbefehlen sehen. Da hier aber natürlich die Tonhöhe für Mitsänger nicht gemessen wird, dürfen sie noch absurder Gröhlen als der leitende Lead-Singer, welcher von dem Gamepad auch noch angetrieben wird die Meute mit Befehlen wie „Klatscht in eure Hände!“ einzuheizen. Theoretisch keine schlechte Idee, um ein ohnehin albernes Konzept für eine etwas angeheiterte Partyansammlung noch etwas auszuweiten, doch gerade das Halten des Gamepads in der einen und das Mikrophon in der anderen wirkt doch etwas unhandlich. Vermutlich wird es selbst von den schmerzbereitesten Karaoke-Fans nur ein oder zweimal ausprobiert, bis die bekannteren, aber wesentlich angenehmeren Spielmodi wieder Einzug finden. Hier punktet der Sing Modus, der sich eher an traditionellen Singspielen orientiert. Schnell ist ein Song ausgesucht, der Text schiebt sich über den Bildschirm und man singt heiter darauf los, wobei das Wii U Gamepad links liegen bleibt. Mit einem zweiten Mikrophon lässt sich das ganze noch als Duett singen, wobei man die Auswahl hat, ob man lieber den ganzen Track oder doch nur eine verkürzte Version singen möchte. Als Motivationsanschub schaltet der Spieler durch diesen Modus kleinere Herausforderungen frei wie „Erreiche bei einem Lied 50.000 Punkte“ oder „Singe drei Lieder von männlichen Künstlern nach“. Dadurch steigt auch das Sänger-Level des jeweiligen Spieler, was aber im Grunde nichts zu bedeutend hat. Alle Lieder sind von Anfang an frei verfügbar, freischalten lässt sich nichts. Der Team Modus schlussendlich wirft zwei Spielerteams gegeneinander, die um die Wette trällern. Eine dritte Partei darf an dem Gamepad als Richter dann entscheiden, wer die bessere Performance abgeliefert hat. Das ist an sich mal eine clevere Idee, darüber hinaus erschöpft sich aber, was Sing Party inhaltlich zu bieten hat.Akustische Bandbreite
Wie immer fällt und steigt ein Karaoke-Spiel mit der Liederauswahl, wobei man hier mit 50 Songs zumindest quantitativ kompetent rüberkommt. Die Auswahl an sich ist wiederum Geschmackssache, allerdings in seiner Mischung auch nicht ganz nachvollziehbar. Zwar will man offenbar keine bestimmte Zielgruppe ansprechen und bietet stattdessen Lieder für jeden, allerdings könnte es so oder so bei Käufern der Wii U Gesangsparty zu Interessenskonflikten kommen. So sind Fans von Frank Sinatra oder James Brown wohl kaum bereit Lieder von Lady Gaga oder Justin Bieber mitzusingen und umgekehrt. Generell hat man die Auswahl von totgespielten Radio-Hymnen wie „Party Rock Anthem“ von LMFAO, seichteren Pop-Sommerhits wie „Call me Maybe“ von Carly Rae Jepsen, Rock-Klassikern wie „Don’t Stop Me Now“ von Queen oder traditionelle Karaoke-Songs wie „Y.M.C.A.“ von The Village People. Hinzukommen ein paar recht abgenutzte Songs, die praktisch in jeder Karaoke-Variante vorkommen wie „Walking on Sunshine“ von Katrina and the Waves oder deutsche Hitsongs wie „Satellite“ von Lena. Dadurch dürfte zwar jede Party-Gemeinde eine Handvoll Songs finden, für die sie sogar vor den Fernseher treten und im Takt hüpfen würden, aber auch genauso viele Songs, die ihre Party-Stimmung eher schnell beendet als sie zu fördern. Obendrein gesellen sich noch Songs zur Liste, deren Auswahl meilenweit an jedem Verständnis vorbeiziehen. Wieso es „How You Remind Me“ von Nickleback in ein Karaoke-Spiel von 2012 geschafft hat, ist ein reines Mysterium und ist mit „breiter Zielgruppenauswahl“ wohl kaum noch zu erklären. Am Endeffekt ist Sing Partys Musikauswahl so verstreut und wirr, dass sie zwar keiner Zielgruppe weh tut, aber auch keine davon wirklich zufrieden stellen wird. Zudem ist die originale Tonspur der Sänger nicht optional abstellbar, falls man tatsächlich Karaoke singen wollte, sondern läuft ständig mit.Die Auswahl an Songs für Sing Party ist folgende:
"Call Me Maybe" – Carly Rae Jepsen
"Glad You Came" – The Wanted
"Le Freak" – Chic
"Party Rock Anthem" – LMFAO
"The Edge of Glory" – Lady Gaga
"The Shoop Shoop Song (It’s in His Kiss)" – Betty Everett
"Only Girl (In The World)" – Rihanna
"I Want You Back" – The Jackson Five
"I Got You (I Feel Good)" – James Brown
"Y.M.C.A." – The Village People
"Love You Like A Love Song" – Selena Gomez & the Scene
"Baby" – Justin Bieber
"Sexy Chick" – David Guetta
"Don’t Stop Me Now" – Queen
"Go You Own Way" – Fleetwood Mac
"Kids in America" – Kim Wilde
"Ironic" – Alanis Morissette
"So Good" – B.o.B.
"Surfin’ U.S.A." – The Beach Boys
"Just The Way You Are" – Bruno Mars
"Jaro of Hearts" – Christina Perri
"I Believe in a Thing Called Love" – The Darkness
"Groove Is in the Heart" – Dee-Lite f. Q-Tip and Bootsy Collins
"Mercy" – Duffy
"Glad You Came" – The Wanted
"Le Freak" – Chic
"Party Rock Anthem" – LMFAO
"The Edge of Glory" – Lady Gaga
"The Shoop Shoop Song (It’s in His Kiss)" – Betty Everett
"Only Girl (In The World)" – Rihanna
"I Want You Back" – The Jackson Five
"I Got You (I Feel Good)" – James Brown
"Y.M.C.A." – The Village People
"Love You Like A Love Song" – Selena Gomez & the Scene
"Baby" – Justin Bieber
"Sexy Chick" – David Guetta
"Don’t Stop Me Now" – Queen
"Go You Own Way" – Fleetwood Mac
"Kids in America" – Kim Wilde
"Ironic" – Alanis Morissette
"So Good" – B.o.B.
"Surfin’ U.S.A." – The Beach Boys
"Just The Way You Are" – Bruno Mars
"Jaro of Hearts" – Christina Perri
"I Believe in a Thing Called Love" – The Darkness
"Groove Is in the Heart" – Dee-Lite f. Q-Tip and Bootsy Collins
"Mercy" – Duffy
"Theme from New York, New York" – Frank Sinatra
"You’ve Gott he Love" – Florence + The Machine
"I Will Survive" – Gloria Gaynor
"Alone" – Heart
"The Power of Love" – Huey Lewis and the News
"Flashdance... What a Feeling" – Irene Cara
"I’m Yours" – Jason Mraz
"Walking on Sunshine" – Katrina and the Waves
"Firework" – Kety Perry
"Just a Kiss" – Lady Antebellum
"Satellite" – Lena
"Dancing on the Ceiling" – Lionel Richie
"Haven’t Met You Yet" – Micheal Buble
"The Climb" – Miley Cyrus
"Daydream Believer" – The Monkees
"How You Reming Me" – Nickleback
"Don’t Hold Your Breath" – Nicole Scherzinger
"Always on My Mind" – Pet Shop Boys
"All About Tonight" – Pixie Lott
"Show Me Love" – Robin S.
"You Can’t Hurry Love" – The Supremes
"Higher" – Taio Cruz featuering Kylie Minogue
"Don’t Leave Me This Way" – Thelma Houston
"I Think We’re Alone Now" - Tiffany
"You’ve Gott he Love" – Florence + The Machine
"I Will Survive" – Gloria Gaynor
"Alone" – Heart
"The Power of Love" – Huey Lewis and the News
"Flashdance... What a Feeling" – Irene Cara
"I’m Yours" – Jason Mraz
"Walking on Sunshine" – Katrina and the Waves
"Firework" – Kety Perry
"Just a Kiss" – Lady Antebellum
"Satellite" – Lena
"Dancing on the Ceiling" – Lionel Richie
"Haven’t Met You Yet" – Micheal Buble
"The Climb" – Miley Cyrus
"Daydream Believer" – The Monkees
"How You Reming Me" – Nickleback
"Don’t Hold Your Breath" – Nicole Scherzinger
"Always on My Mind" – Pet Shop Boys
"All About Tonight" – Pixie Lott
"Show Me Love" – Robin S.
"You Can’t Hurry Love" – The Supremes
"Higher" – Taio Cruz featuering Kylie Minogue
"Don’t Leave Me This Way" – Thelma Houston
"I Think We’re Alone Now" - Tiffany
Optisch ist Sing Party aggressiv bunt, poppig und fast verzweifelt einen eigenen Nerv zu treffen, der es dann von anderen wesentlich stilsicheren Musikspielen unterscheidet. Die fast gedankenlose Farbauswahl vieler Hintergründe für die Liedtexte mischt sich mit albern gekleideten Figuren, die im Party Modus die zu tanzenden Bewegungen für die Partygäste vormachen. Im Grunde wirkt alles sehr gekünstelt und abgedroschen als sei es Teil eines Werbespots. Die wenigen guten Ideen gehen in einem quirlig gemischten Chaos unter, sodass man von dem bloßen Anblick einen Zuckerschock kriegen könnte. Eine dezentere Farbpalette hätte dem Spiel optisch am Ende besser getan, da sie ohnehin nicht von den wenigen Spielmöglichkeiten ablenken kann, die den Enthusiasmus am Singen nach kurzer Zeit sicher abklingen lassen wird. Für eine halbe Stunde wird Sing Party eine Gruppe Menschen mal unterhalten können, doch für mehr fesselt oder motiviert der Karaoke-Titel einfach nicht genug. Besonders die Einbindung des Gamepads wirkt hier mehr gewollt als gekonnt, was zu verkraften wäre, wenn das missglückte Experiment nicht einen Großteil des Inhalts ausmachen würde.