Dead Space 3 - Review

Dead Space 3

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Review
PS3
30
Fans von Survival Horror-Spielen haben harte Zeiten hinter sich. Nachdem Genregröߟen Resident Evil und Silent Hill in dieser Konsolengeneration nicht an alte Zeiten anknüpfen konnten, blieben auch neue traditionelle Horror-Titel eher rar gesät. Eine der wenigen Ausnahmen ist die erfolgreiche Dead Space-Reihe von EA, welche als eine Mischung aus actionorientiertem Third-Person Shooter und einem grimmigen Horror Sci Fi-Szenario Spieler 2008 in den Bann zog. Dunkle und enge Raumschiffanlagen, eine beklemmende Atmosphäre, gnadenlose Untote und eine Reihe brutaler Waffen waren eine gute Mischung, die dem heutigen Action-Spieler genug Aufregung bot, ohne dabei Fans von eher tradionellen Horrorspielen auszuschlieߟen. Ein Kompromiss, der auch der direkte Nachfolger Dead Space 2 noch halten konnte. Doch mit Dead Space 3 geht Entwickler Visceral Games große Schritte Richtung Action, tauscht die engen Raumschiffkorridore mit einem hellen Eisplaneten aus und spendiert durch einen Koop-Modus dem bisher einsamen Protagonist Isaac Clarke feuerkräftige Gesellschaft. Gelingt die Balance zwischen Action und Horror auch mit solchen Änderungen erneut oder zeigt EA dieses Mal seinen Horror-Fans die wortwörtlich kalte Schulter?
 

Horror auf Eis gelegt

Isaac Clarke hat kein allzu einfaches Leben. Zweimal musste er sich mit einer Armee aus untoten Alienparasiten auseinandersetzen, durfte die längste Zeit Wahnvorstellungen seiner toten Freundin ertragen und half unfreiwillig dabei mit die Infektion des Necromorphs-Ausbruch weiter zu verbreiten, was zur Auslöschung der gesamten Menschheit führen könnte. Da lässt sich natürlich nichts Gutes erahnen als Captain Robert Norton und Sergeant John Carver seine Tür eintreten und den Ingenieur im Ruhestand sehr unfreundlich zu einer weiteren Mission überreden. Das Ziel ist der Eisplanet Tau Volantis, welcher das Geheimnis in sich birgt wie man den Ausbruch der Necromorphs endgültig aufhalten könnte. Grundsätzlich bleiben viele bekannte Dead Space-Eigenschaften auch in Teil 3 erhalten. Der Spieler steuert Clarke über die Schulterperspektive, zerlegt mit seinem Waffenarsenal anstürmende Monster und versucht so weit wie möglich sein eigenes ܜberleben zu sichern. Der gröߟte Unterschied dürfte durch die Ąnderung in der allgemeinen Umgebung kommen, denn bestand das Abbauschiff USG Ishimura aus Dead Space und die Raumschiffstation Sprawl aus dem direkten Nachfolger noch aus schwach beleuchteten Gängen und Räumen, erinnert Tau Volantis eher an den Planeten Hoth aus Star Wars. Schneestürme, Eishöhlen und eine Handvoll verlassene Basisstationen dienen jetzt als Hauptszenario, was deutlich die Atmosphäre des Spiels verändert. Um es auf den Punkt zu bringen: Das neue Szenario ist nicht annähernd so gruselig oder beklemmend wie in den Spielen zuvor. Das liegt sicher nicht an der Grafik oder der Soundkulisse, im Gegenteil: Diese sind auf so hohem Niveau wie man es von der Reihe gewohnt ist. Der Verlust des Horrors hat offenbar ganz andere Gründe, vor allem liegt es aber vermjutlich an der Inszenierung der Gefahren. Während im ersten Dead Space das Geräusch von Monstern in Lüftungsschächten oder die Stille im völligen Vakuum des Weltraums dem Spieler eine gewisse Unsicherheit suggerierten, verlässt sich Dead Space 3 an viel zu vielen Stellen auf Explosionen, herunterstürzende Raumschiffteile oder andere laute Effekte, sodass man fast meinen könnte Michael Bay hätte seine Finger im Spiel. Die Schreckmomente, an denen Necromorphs sich urplötzlich aus dem Schnee erheben oder hinter dem Spieler auftauchen sind wiederum zu vorhersehbar. Die wenigen subtilen und effektvollen Horrormomente sind leider nur noch die Ausnahme, nicht mehr die Regel.
 

Do it yourself!

Ansonsten setzt sich Isaac wie gewohnt gegen die untoten Alienhorden zur Wehr. Mit einer Feuerwaffe wie einem Plasmacutter oder einen Impulsgewehr lassen sich wichtige Gliedmaßen vom Monsterkörper trennen, während Stase einzelne Gegner oder ganze Horden in Notsituationen verlangsamen kann. Zu guter Letzt ist auch wieder die Telekinese dabei, mit der der Spieler herumliegende Gegenstände auf die Feinde schleudern kann, vorzugsweise ihre eigenen abgetrennten Körperteile. Neu ist wiederum, dass sich Clarke seine eigenen Waffen aus herumliegenden Bauteilen basteln kann. Eigentlich eine sehr nachvollziehbare Neuerung, immerhin ist er ja ein Ingenieur und sollte dazu in der Lage sein. Zwar hat der Spieler gerade zu Anfang des Spiels nicht viel Auswahl, später sind die Ausbaumöglichkeiten aber recht vielfältig und erlauben die Kreation sehr spezieller und effektiver Kombinationen. So lässt sich ein Plasmacutter bauen, der auch Sägeblätter verschießen kann oder eine Mischung aus Impulsgewehr und Raketenwerfer oder aber auch ein Mix aus Schrotflinte und Nahkampfhammer. Vielfältig einsatzbare Waffen sind aber auch Pflicht, da der Spieler maximal nur noch zwei Knarren mit sich führen kann. Gefundene Blaupausen erweitern nach und nach die Bastelmöglichkeiten, während Upgrades und Platinen einzelne Waffen noch weiter individualisieren können. Während die selbstgebauten Waffen tatsächlich motivieren und unterhalten können, nimmt das Ressourcensammeln aber einen deutlichen Schwerpunkt im Spiel ein. Feinde werden zu potenziellen Beutebehältern, während die ganze Umgebung bis zum letzten Winkel nach wertvollen Einzelteilen abgesucht wird. Kleine Suchroboter können ebenfalls zur Ressourcensuche eingesetzt werden, welche fleiߟig Einheiten von Wolfram oder Altmetall suchen und automatisch zur Werkbank bringen. Das stört weitgehend den Horror-Anteil im Spiel, denn die Menge an einsammelbaren Gütern reduziert drastisch das Bedürfnis mit seinem Hab und Gut hauszuhalten. Der Spieler wird praktisch mit Medi-Packs und Munition überschüttet, so sehr, dass die Hälfte davon vermutlich für weitere Ressourcen an der Werkbank wieder eingetauscht wird. Munition gibt es übrigens auch nur noch in einer Einheit. Anstatt dass also verschiedene Waffen verschiedene Munitionstypen verbrauchen, verbrauchen alle Waffen die gleiche Ration, nur manche schlucken mehr Einheiten auf einmal als andere. Kluges haushalten mit verschiedenen Waffen ist also praktisch keine Notwendigkeit mehr. Das ganze kommt zwar einem mehr actionorientiertem Gameplay zu Gute, reduziert aber zum Großteil alles, was man sich unter "žSurvival"€œ vorstellt.
 

Mit dem Rücken zur Wand

Neben den verschiedenen Zombiealiens muss es Clarke nun auch mit Söldern der Unitology-Kirche aufnehmen, die in der Verbreitung der Necromorph ihre spirituelle Erlösung und den nächsten Schritt der Evolution sehen. Konkret bedeutet das Feuergefechte gegen Feinde mit Fernkampfwaffen, was ein Novum in der Reihe darstellt. Dabei führt das Spiel eine Art Cover-Mechanik ein, mit der Isaac hinter Objekten vor feindlichem Feuer Schutz suchen kann. Anstatt sich aber wie bei Uncharted oder Gears of War per Knopfdruck an die Deckung zu klemmen, kann sich der Ingenieur ducken und so an Kisten heran bewegen. Das ist zwar nicht wirklich intuitiv und funktioniert auch nicht sonderlich gut, allerdings sind die Feuergefechte auch eher rar gesät, sodass es nicht wirklich eine groߟe Rolle spielt. Das ist eindeutig auch besser so, denn die Kollegen von der Unitology-Fraktion sind reichlich blind und treffen Isaac höchstens aus Zufall mal mit der Waffe, dafür ballern sie gerne mal mit groߟer Begeisterung in den Schnee oder Objekte in der Nähe des Spielers. Das gleichen sie wiederum damit aus, dass sie ohne Sinn und Verstand auf Clarke zu rennen und somit viel einfacher zu treffen sind. Dazu kommt noch, dass sie mit wenigen Treffern schon am Boden liegen, was sie zu weit, weit weniger gefährlichen Gegnern macht als die Necromorph, die für ihr hirntod-aggressives Verhalten zumindest eine Ausrede haben. Gerade letztere treten nun in massiven Gruppen auf, was den Spieler tatsächlich zusetzen kann, trotz des Medi-Packüberschusses. Dafür kann Isaac nun zum Ausweichen auch über den Boden rollen, was zwar eine nette Geste ist, um der verstärkten Action entgegen zu kommen, zumeist aber nicht unbedingt gebraucht wird. Da Dead Space 3 weiterhin zum Großteil auf seine bekannten Alienmonster setzt und weniger auf die holprigen Feuergefechte, bleiben die Stärken der Kämpfe aber glücklicherweise erhalten. Immerhin kommt es so manchmal zu dynamischen Kämpfen der Unitology-“Soldaten gegen Necromorph, was die einzigen Momente sind in denen das Spiel Vorteile aus den neuen menschlichen Gegnern zieht. Alienparasiten, die die gefallenen Söldner befallen, verwandeln sie nämlich gleich zu neuen Monstern, welche sich sofort erneut in den Kampf stürzen. Grundsätzlich liegt der Fokus auch mehr auf plötzlich anstürmenden Gegnerhorden, die den Spieler einkreisen und in beträchtlicher Anzahl eine echte Bedrohung und teilweise Herausforderung darstellen. Angst vor dem Sterben braucht man aber nicht mehr zu haben. Dank den neuen Kontrollpunkten wird der Spieler bei einer Niederlage kurz vor seinem Tod wieder ins Spiel gebracht. Auch das reduziert die Horror-Elemente weiter, aber ab dem Zeitpunkt ist offenbar ohnehin nicht mehr Schwerpunkt des Spiels.
 

Helfende Hand

Auch neu ist der Koop-Modus des Spiels. Wer seinen EA Onlinepass einlöst, darf übers Netz mit anderen Spielern die Kampagne bestreiten, was tatsächlich durchaus unterhalten kann. Dann merkt man erst deutlich wie sehr die einzelnen Abschnitte auf das Spiel mit zwei Spielern ausgelegt worden sind, welche sich alleine nur suboptimal spielen lassen. Als zweite Figur tritt Sergeant John Carver ein, der seine eigene Perspektive in Story um den dritten Teil der Reihe bringt. Leicht unterschiedliche Nebenmissionen, Rätsel, Aufgaben und Zwischensequenzen der beiden Figuren motivieren schlieߟlich dazu das Spiel auch einmal oder zweimal mit einem Freund zu spielen. Damit ist der Koop-Modus einer der deutlichen Stärken des Spiels. Das gilt allerdings nicht für die erzählte Geschichte mit der Dead Space 3 zu Buche schlägt. Zwar waren Dead Space 1 und 2 auch keine erzählerischen Meisterwerke und orientierten sich eher an typischen Horror-Flicks, besonders was die auftretenden Figuren und ihre Rollen angingen, doch der dritte Teil der Saga dreht deutlich das Melodrama auf. Der konstante Hahnenkampf zwischen Isaac Clarke und Captain Robert Norton über Dead Space 2-ܜberlebende Ellie Langford wirkt schnell albern und völlig deplatziert, genauso wie der papierflache Bösewicht oder die arg fabrizierten Dialoge. Lieferte die Story der Vorgängern noch einen soliden Rahmen für den Horror innerhalb des Spiels, reiߟen einen die Dead Space 3-Handlungsstränge und -€“geschehnisse eher regelmäߟig aus der Spielatmosphäre heraus, die es durch die erwähnten Umstände ohnehin schwer hat den Spieler noch in seiner Welt zu verankern. Wesentlich interessanter sind da schon die meisten optionalen Nebenmissionen des Spiels, die mit weiteren Bauteilen und Ressourcen entlohnen. Ab und zu kann sich der Spieler nämlich dafür entscheiden einem Hinweis nachzugehen, was kleinere Abschnitte eröffnet, die eigene kleine Missionen beinhalten. Kurioserweise sind viele davon wesentlich spannender als die eigentliche Haupthandlung.
 
 
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VOID

Fazit

Pro
+ Ordentliche Action
+ Anpassbare und selbst erstellbare Waffen
+ Guter Koop-Modus
+ Interessante Nebenmissionen
Contra
Kaum noch Horror -
Handlung, Dialoge und Charaktere sehr flach -
Gegner K.I. mit auffälligen Aussetzern -
Holprige Feuergefechte -[/head]
HatWolf
Dead Space 3 ist das Resident Evil 5 des Dead Space-Franchise. Konnte Dead Space 2 noch genau die richtige Mischung aus zugänglicher Action und fesselnden Horror liefern, verlässt sich der dritte Teil der Reihe zu sehr auf die inszenierten Actionkost und das leider auf Kosten der beklemmenden und klaustrophobischen Atmosphäre, was eigentlich immer die Stärke dieser Spiele war. Das übrig gebliebene Gameplay ist aber dennoch ganz ordentlich und zeigt seine Stärken immer dann, wenn sich Isaac gegen eine massige Anzahl von Necromorph verteidigen muss und von seinem vielseitigen Arsenal an Waffen, Stase und Telekinese Gebrauch machen muss. Das ist mit einem zweiten Spieler natürlich viel besser und tatsächlich unterhaltsam, da das Spiel clevere Wege findet beide Charaktere in den Spielverlauf einzubinden. Doch am Ende wird das Spiel vor allem Fans von Survival Horror enttäuschen, da Dead Space 3 hier einfach zu viele Kompromisse macht. Wer aber ein zufrieden stellendes Action-Spiel haben möchte, welches er online mit einem Kumpel zocken kann, der kann ruhig einen Blick riskieren.

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