Fire Emblem: Awakening - Review

Fire Emblem: Awakening

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Review
3DS
45
Reden wir von Nintendo, so reden wir von einigen der größten Spielemarken der Welt. Spiele wie Pokémon, Mario oder Zelda sind praktisch jedem ein Begriff, sind in das moderne Allgemeinwissen und kulturelle Gedächtnis praktisch übergegangen und haben bis heute einen anhaltenden, weltweiten Erfolg. Unter solchen Spielegrößen gehen andere, kleinere Marken allerdings oftmals unter. Paradebeispiel ist die Fire Emblem-Reihe, welche zwar ebenso wie Zelda oder Mario bereits zu NES-Zeiten existierte, es aber im Gegensatz zu diesen damals nicht in den Westen schaffte. Erst der Auftritt von den bis dato unbekannten Charakteren Marth und Roy in Nintendos Allstar-Prügelei „Super Smash Bros. Melee“ und ihre positive Aufnahme in die Spielergemeinde ermutigte den japanischen Publisher zu der ersten Veröffentlichung eines Fire Emblem-Spiels im Westen. Das ist nun gut zehn Jahre her, allerdings haben wir nach diesem Schritt fast jedes weitere Spiel der Reihe bekommen und zwar bis hin zu dem neusten Ableger auf dem 3DS: Fire Emblem: Awakening. Kann dieses Spiel aber die Strategie-Rollenspiel Reihe endlich aus den Schatten größerer Nintendo-Marken heben oder bleibt Fire Emblem weiterhin ein Nischenprodukt?
 

Böses Erwachen

Die Verbindung von Strategie und Rollenspiel ist bei weitem nichts Neues, allerdings gibt es nur wenig Spiele, in denen beide Genres so gleichberechtigt zusammenkommen wie in Fire Emblem. Mit der Gestaltung eures eigenen Helden beginnt ihr die Handlung um das mittelalterliche Fantasyreich „Ylisse“, welches schweren und turbulenten Zeiten entgegen steuert. Prinz Chrom und seine Leibwächter, welche sich als Beschützer des Landes „die Hirten“ nennen, müssen die Bewohner von Ylisse vor den Angriffen von Banditenhorden verteidigen, die auffällig in aller Regelmäßigkeit stattfinden. Dabei vermutet man, dass diese Überfälle gezielt von dem Nachbarland Plegia ausgehen, doch ohne Beweise und nur mit Verdächtigungen will man natürlich keinen offenen Krieg riskieren. Auf ihrem Patrouillengang stoßen sie allerdings auf euch, wie ihr etwas verwirrt in der Wiese herumliegt und offenbar euer Gedächtnis verloren hat. In einem spontan aufkommenden Scharmützel entdeckt ihr aber kurzerhand eine brillante Fähigkeit, die euch trotz eurer Amnesie noch geblieben ist: Ihr seid ein begnadeter Taktiker. Eine Eigenschaft, die der kriegerische Prinz bald an euch zu schätzen weiß, sodass ihr kurzerhand zum Taktiker der Armee aufsteigt. Nun liegen die Ausgänge der kommenden und zahlreichen Konflikte um das Königshaus Ylisse natürlich in euren Händen, was angesichts der bald sehr kriegsreichen Ereignisse, Intrigen und Geschichten alles andere als eine leichte Aufgabe ist. Dafür macht sie umso mehr Spaß, je mehr Freiheit um die eigene Schlachtplanung Fire Emblem euch zuspielt. Die Handlung fasst dabei ohnehin nur den Rahmen für möglichst unterschiedliche und abwechslungsreiche Aufgaben und Missionen, wobei das weitläufige Fantasy Soap Drama nicht durch seine eigentliche Handlung, sondern durch seine enge Verbindung zu den einzelnen Figuren seinen Reiz erhält.
 

Die Regeln des Krieges

Im Grunde aber ist Awakening im Herzen erst einmal ein rundenbasierendes Strategie-Spiel. Auf einem Schlachtfeld, welches in Felder unterteilt ist, werden nach und nach die Figuren gezogen, treffen mit dem Feind aufeinander und kloppen sich. Dabei gilt ein einfaches Stein-Schere-Papier Prinzip. Einheiten mit Schwerter haben Vorteile gegenüber Axtträger, Axtkämpfer schlagen Lanzenbesitzern Kanten in die Ohren und solche mit Lanzen pieksen besonders gerne Schwertkämpfer. Selbstverständlich führt das Spiel aber nach und nach neue Einheiten ein, wie etwa Magier, die aus der Ferne schwergepanzerten Soldaten zusetzen, während Pegasusreiter Zauberer besonders effektiv ausschalten, wobei diese aber im Ausgleich mehr Schaden durch Bogenschützen erhalten, die wiederum sich gegen Nahkämpfer nicht zur Wehr setzen können. Das ganze ähnelt also einer ziemlich groß angelegten Schachpartie. Komplex wird das Spiel aber dann vor allem durch die Rollenspielkomponenten, welche dem taktischen Strategiespiel eine ganz neue Ebene verleihen. So ist jede Einheit, jeder Soldat und jeder Mitstreiter eine Figur mit Namen, Fähigkeiten und Bezug zu der Handlung. Über die Kämpfe sammeln sie Erfahrungspunkte, steigen in Stufen aus und verbessern ihre Werte, wobei der Spieler sich um ihre Ausrüstung kümmert und ihre Klasse ab einem bestimmten Level aufwerten oder wechselt, damit diese noch mehr Fähigkeiten lernen und immer besser werden können. So erfahrene Mitstreiter kann man dann von einer Schlacht in die andere tragen und sich so auch eine feste Taktik zurechtlegen. Der Witz daran? Stirbt eine Figur auf dem Feld, so ist sie ganz verloren. Heiler können verwundete Einheiten zwar länger am Leben erhalten, aber ein tödlicher Stoß beendet die Existenz der Figur permanent. Das gilt für fast jede Figur, auch wenn sie wichtig für die Handlung ist oder sich in Gesprächen immer wieder zu Wort meldet. Ist sie tot, endet auch ihre Beteiligung an der Handlung. Einzig und allein der eigene Charakter und Chrom dürften nicht das Zeitliche segnen, in diesem Fall präsentiert euch das Spiel nämlich einen „Game Over“-Bildschirm. Zwar ist es durchaus sehr ärgerlich eine Figur zu verliehen, um die man sich vorher stark gekümmert hat und die wichtig für die eigene Taktik war, allerdings bringt sie auch eine gewisse Spannung in die Kämpfe. Die Endgültigkeit des Todes ändert eure taktische Verhaltensweisen schlagartig, da man nun keine gesichtslose Soldaten verheizt, sondern wichtige Freunde und Mistreiter in die Schlacht schickt. Wann und wo man seine Figuren platziert, sie hinbewegen lässt und wann man sie in Gefahr begibt wird nun eine wesentlich wichtigere Frage, da eine Fehlentscheidung ernsthafte Konsequenzen mit sich ziehen kann. Für unsichere Neueinsteiger oder Angsthasen gibt es aber auch die Möglichkeit das Spiel ohne diese fiesen permanenten Tode zu starten, was aber leider den Kämpfen auch etwas die wichtige Würze nimmt. Verschiedene Schwierigkeitsgrade sorgen dafür, dass Veteranen und Harcode-Strategen ebenfalls auf ihre Kosten kommen, allerdings ist Fire Emblem: Awakening mit klassischen Toden und normalen Schwierigkeitsgrad bereits unheimlich anspruchsvoll und spannend.
 

Beziehungskisten und Weiterbildung

Darüber hinaus gibt es als Taktiker genug zu planen und zu tun, nicht nur innerhalb der Schlacht sondern auch davor. So trägt zwar jede Einheit eine Waffe mit sich, diese können mit der Zeit aber verbraucht werden und brechen. Je nach Fähigkeitsgrad des Soldaten lässt er sich aber auch mit neuen Waffen ausstatten. Wer also als Anfänger nur Bronzeschwerter verwenden durfte, kann mit sammelnder Erfahrung auch Eisen- oder Stahlwaffen verwenden. Selbstverständlich ist damit aber der Sache nicht genüge getan. In Kämpfen lassen sich in Schatztruhen oder von erschlagenen Feinden besonders starke magische Waffen erbeuten oder von umherstreunenden Händlern einkaufen. Diese zerbrechen mit der Zeit zwar auch, hauen aber dafür besonders mächtig zu. Andere Kleinigkeiten wie Tränke können ebenfalls lebensrettend sein, falls mal für eine schwer verwundete Einheit kein Heiler zur Stelle ist. Durch die Levelaufstiege erlernen Einheiten neue Fähigkeiten, sodass sie im Kampf beispielsweise selbstheilende Angriffe starten oder den umstehenden Verbündeten kurzzeitig höhere Verteidigungswerte verschaffen. Davon lassen sich zwar jeweils nur fünf gleichzeitig auswählen, allerdings geht keine Fähigkeit verloren, falls der Charakter über ein Siegel die Klasse wechselt. Ein vollausgebildeter Ritter kann sich also als Wyvernreiter versuchen oder ein Heiler kann den Stab gegen ein Zauberbuch tauschen und Hexer werden. Die Experimente lohnen sich dabei immer, da Figuren mit dem maximal Level ohnehin nicht stärker werden und ihnen ein Berufswechsel noch einmal die Möglichkeit gibt die Charakterwerte weiter zu verbessern. Eine weitere Ebene der Verbesserung sind die Beziehungen der Mitstreiter untereinander. Stehen Figuren in der Schlacht Feld an Feld werden sie beim Angreifen oder Verteidigen sich gegenseitig motivieren und so ihre Werte erhöhen. Auf Dauer schaltet das im Übersichtsmenü Gespräche zwischen diesen Verbündeten frei, die anschließend den „Beziehungsgrad“ um eine Stufe erhöhen. Klingt alles zwar zunächst recht sinnfrei, ist aber tatsächlich die vielleicht wichtigste Mechanik im ganzen Spiel. Charaktere, die sich besonders gut verstehen, können mit höherer Wahrscheinlichkeit füreinander blocken, wenn sie im Kampf zusammen stehen oder sogar zusammen angreifen. In Kämpfen, in denen man sich in der Unterzahl sieht, ist es daher Gold wert, falls Figuren gegenseitig auf sich aufpassen und zusammen mehr Schaden austeilen. Zwischen männlichen und weiblichen Figuren kann sich zudem auch eine Heirat ergeben, wobei der Nachwuchs die Eigenschaften beider Elternteile aufweist. Wer zwei Einheiten immer beieinander halten möchte, kann sie auch „kombinieren“, sodass sie sich stets zusammen bewegen. Das erhöht zwar die Werte der unterstützten Figur drastisch, ordnet zwei Einheiten aber nur noch eine einzige Aktion zu. Taktisch ist das dennoch wertvoll, da schwer verwundete Einheiten, die dem Tode nahe sind, sich geschwind einer Anderen anschließen können. Fortan führen sie zwar keine Einzelaktionen mehr aus bis man sie wieder trennt, aber sie können auch nicht mehr direkt angegriffen werden. Es gibt also mehr als genug Wege einen Kampf zu bestreiten. Die Vielschichtigkeit in Fire Emblem: Awakening ist für einen Hobby-Taktiker daher höchst angenehm.
 

Das Auge spielt mit!

Die komplexe, taktische und zutiefst zufrieden stellende Tiefe des Spiels steht aber nicht für sich allein, sondern wird in Awakening von einer durchaus nicht unwichtigen Präsentation begleitet. Die Handlung wird oft in sehr hübsch animierten Zwischensequenzen erzählt, die nicht nur mit dem 3D-Effekt sehr schick aussehen, sondern über dessen Animationsqualität man auch nicht meckern kann. Die meisten Dialoge werden aber weiterhin über unvertonte Texte präsentiert, was etwas schade ist, da die Stellen, in denen die Geschichte über gesprochene Sätze, bewegte Szenen und dramatischer Musik vermittelt wird furchtbar gut gelungen sind. Etwas enttäuschend ist auch die Grafik innerhalb der Kämpfe selbst, da man die eigenen Einheiten als minimalistische 2D-Figürchen über das übersichtliche Schlachtfeld scheucht. Ganz so dramatisch ist die Sache aber auch wieder nicht, denn immerhin wechselt das Spiel zu einer Ansicht mit dreidimensionalen Figuren, sobald es zu einem direkten Kampf zweier Einheiten kommt. Die Figurenmodelle in der Ansicht sind durchaus sehr gut und detailreich umgesetzt, auch die Schlagabfolgen, Zaubersprüche, Paraden und andere Animationen sind lebendig und unterhaltsam. Der 3D-Effekt greif auch hier, wobei man die Kameraperspektive so einstellen kann, dass man den Kampf aus der Ich-Perspektive des eigenen Soldaten verfolgen kann. Unnütz, aber beim Ausprobieren ganz witzig. Sobald der Angriff stattgefunden hat, wechselt das Spiel dann zurück zur Übersichtskarte. Die Kampfanimationen kann man bei Bedarf auch ausschalten oder abkürzen, allerdings haben sie auch einen guten Unterhaltungsfaktor. Immerhin will man ja auch sehen wie der eigene Axtkämpfer dem feindlichen Magier Kanten in den Rock prügelt. Die beiden Bildschirme liefern dabei während den Schlachten dafür die wichtigsten Informationen, damit man stets darüber im Bilde ist wie sich die eigenen Züge auswirken können. Plant man beispielsweise einen Angriff, gibt einem eine Tabelle wieder wie hoch die Trefferchancen der eigenen Figur und die des Gegners sind, sowie wie viel Schaden beide wohl erhalten werden. Außerdem lassen sich die Bereiche anzeigen, in denen der Feind in seiner Runde die eigenen Figuren angreifen kann und wo sie zunächst sicher sind. Das macht das Planen natürlich ungemein effektiver. Fire Emblem: Awakening scheint in der Hinsicht jedenfalls ein feines Gespür dafür zu haben, was an taktischen Rollenspielen wirklich Spaß macht und wie man den Spieler weiter motiviert und unterhält.
 
 
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VOID

Fazit

Pro
+ Taktisch anspruchsvolle Schlachten
+ Viel Freiraum für eigene Armeezusammenstellung
+ Motivierende Verbesserungsmöglichkeiten der Figuren
+ Beziehungssystem ist spielerisch sinnvoll und taktisch wertvoll
+ Hübsch animierte Zwischensequenzen
+ Nette Kampfanimationen
+ Wichtige Kampfinformationen sind übersichtlich geordnet
Contra
Minimalistische Darstellung der Armeen und Schlachtfelder -
Nicht alle Dialoge sind vertont -[/head]
HatWolf
Ich oute mich mal als kein großer Fan der Fire Emblem-Reihe, dafür wirkten die Spiele immer etwas zu angestaubt und altbacken auf mich. Awakening dürfte das mit einem Schlag geändert haben. Die Präsentation ist zwar nun zeitgemäßer, es ist aber vor allem der taktische Anspruch und die Spieltiefe, die es mir angetan haben. So etwas findet man in dieser Qualität nur selten auf Handheld-Systemen, selbst bei Konsolenspielen dürfte man ordentlich suchen müssen, um so etwas zu finden. Die Kämpfe spielen sich schlichtweg äußerst gut, sind sehr übersichtlich und geben mir genug Informationen, um meine Züge effektiv zu planen. Die persönliche Verbindung zu den eigenen Einheiten und die Gefahr eines endgültigen Todes für sie macht die Sache nur um so reizvoller und intensiver. Für mich ist Fire Emblem: Awakening also ganz klar das bisher beste Spiel für den 3DS und bekommt meine volle Empfehlung für alle Rollenspieler und Hobby-Strategen ausgesprochen.

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