Rambo The Videogame - Review

 

 

Man nehme eine schlechte 80er Jahre Filmreihe, beauftrage ein unerfahrenes Team mit der Entwicklung eines Rail-Shooters, behaupte frech vor der Presse, dass es sich um einen AAA Titel handelt und fertig ist ein 30 Euro Titel mit lustiger Sammelfigur. Nicht das die Trailer nicht schon unmissverständlich das ultimative Grauen angekündigt hat, aber als Filmfan ist man ja schließlich guter Dinge. Und genau dass ist schon mal ein der großen (nicht-technischen) Probleme, mit dem das Spiel zu kämpfen hat. Über 30 Jahre nach dem Start der Filmreihe kennt die angestrebte Zielgruppe Ex-Pornodarsteller Sylvester "I am the Laawwwww" Stallone höchstens als Barney Ross aus The Expendables. Die Filme selbst beschäftigen sich mit einer Thematik, welche in unserer Zeit nicht mehr ohne Weiteres zu erklären ist. Sei es der Vietnamkrieg oder der sowjetische Einmarsch in Afghanistan, den meisten dürften diese Namen nur noch aus Hörensagen oder Call of Duty:Black Ops II bekannt sein. Diejenigen, die diese turbulente Zeit aktiv miterlebt haben, sind nun in ihren Fünfzigern und dürften sich für dieses Meisterwerk trotz Retro-Bonus herzlich wenig interessieren. So hielt sich Entwickler Teyon ziemlich genau an die filmische Vorlage, inklusive der skurrilen Eigenheiten welche die Reihe über die Jahre so mit sich brachte.

 

 

Ein Beispiel: In den 80ern war es undenkbar, authentische sowjetische Mi-24 für eine US-Filmproduktion zu bekommen. Jeder, der etwas mit Metal Gear anfangen kann, kennt diesen Hubschrauber von seinem Code-Namen Hind D. Stattdessen baute man eine Aerospatiale AS 332 €Super Puma einfach um, inklusive der Fake-Stummelflügel und Bewaffnung. Letztlich hatte dieses Monstrum absolut keine Ähnlichkeit mit dem original Hind D, aber war zumindest ein Kompromiss. Dass dieser offensichtlich falsche Hubschrauber im Spiel haargenau so aussieht wie in den Filmen, wirft unangenehme Fragen auf: Fan-Service oder einfach nur schlecht recherchiert? Fan-Service halte ich für unwahrscheinlich, schließlich ist dieses Detail selbst für eingefleischte Filmliebhaber kein Grund, um vor Euphorie aus dem Sessel zu springen. Und das sagt der Autor, welcher seine Verlobte regelmäßigŸ mit trivialsten Blödsinn wie der kompletten Lebensgeschichte eines Statisten aus einer Star Trek Episode überfällt. Realistischer ist einfach, das die Produktionsfirma dem Entwickler einfach ein paar Rambo-DVDs auf den Schreibtisch geknallt hat und dann einfach gesagt hat: "€œMacht mal."

Vietnam-Kriegsveteran John Rambo sucht den letzten ܜberlebenden seiner ehemaligen Elite-Einheit, welcher aber mittlerweile an einer Krebserkrankung verstarb. Rambo ist obdachlos und hungrig, weswegen er zu der Kleinstadt Hope weiter zieht, nur um dann aufgrund seines verwahrlosten Aussehens der Stadt verwiesen zu werden. Doch unser tapferer Held widersetzt sich den Anweisungen des Sheriffs William Teasle, kehrt anschließend wieder in die Stadt zurück und wird folgerichtig verhaftet. Im Gefängnis psychisch und körperlich misshandelt, platzt unserem Naturburschen aufgrund einer kleinen posttraumatischen Belastungsstörung der Kragen, was zu einer eigenwilligen Umgestaltung der Umgebung führt und vielen unschuldigen Polizisten das Leben kosten wird. Es macht keinen Unterschied, ob man im Spiel die Gegner erschießt, oder mit viel Feingefühl €ž"nur"€œ schwer verwundet und widerspricht damit seiner filmischen und literarischen Vorlage auf gröbste. "First Blood"€œ ist ein Drama, ein Antikriegsfilm über einen alleine gelassenen Soldaten und nicht über einen kaltblütigen Mörder. Im Film selbst stirbt (neben 2 Hunden) tatsächlich nur eine einzige Person wegen Rambo und das ist dazu noch ein tragischer Unfall. Der Rest der Polizisten überlebt [u]nachweislich[/u] schwer verletzt, eine Tatsache die selbst der Publisher Reef Entertainment übersieht und bei einem Gewinnspiel die Lösung mit 8 Toten angibt. Recherche anyone ? Aber es gibt ja noch Rambo II-Der Auftrag, welcher uns ins beschauliche Vietnam bringt und auch unsere posttraumatische Belastungsstörung zu keinem Zeitpunkt irgendwie noch verschlimmert. Wir mähen uns wie bei Moorhuhn durch Massen von Vietcongs, drücken irgendwelche Tasten für uninspirierte Quick-Time-Events und werden uns bewusst ... es ist verdammt noch mal Moorhuhn. Dass der polnische Entwickler Teyon zufälligerweise auch hinter einigen Moorhuhn-Titeln für IOS und 3DS steckt, erklärt da so einiges an der Spielmechanik und Technik. Für 30 Euro ist die gebotene Leistung einfach lachhaft, für dieses Geld bekommt man bei vielen Indie-Studios für deutlich weniger Geld deutlich mehr. Verdammt noch mal ...

 

Aber weil der Dschungel viel zu öde ist, reisen wir mit Rambo III und Aeroflot in das bezaubernde Afghanistan. Dieser Film ist mit so denkwürdigsten Dialogen wie "€žWas ist das? Blaues Licht. Was macht es? Es leuchtet blau."€œ einer der am meisten zitierten Filme aller Zeiten und wie der Vorgänger ein Paradebeispiel für die Anti-kommunistische Propaganda der 80er Jahre. Ob man nun Polizisten, der roten Armee oder Vietcongs in japanischen 2. Weltkriegsuniformen ein frisches Stahlbad spendiert, es macht schon aufgrund der fehlenden KI absolut keinen Unterschied.

Man kann viel um den heißen Brei herum reden, aber Rambo The Videogame ist einfach schlecht. Es ist eins dieser Werke, die man selbst spielen muss um zu glauben, was die Entwickler da fabriziert haben. Und ehrlich gesagt habe ich auch nicht wirklich viel erwartet, im Gegensatz zur Gurke €žStar Trek The Videogame, welches als erstes Spiel auf Consolewars.de überhaupt keine Wertung bekommen hat. Ich frage mich einfach, mit welchen Vorstellungen Entwickler und Produzenten an dieses Projekt herangegangen sind und wie zum Teufel das ganze auch noch finanziert wurde. Ich vermute einfach, dass man im Sinne von Dr. Uwe Boll aufgrund eines kuriosen Steuerschlupflochs renditegeilen Investoren bewegen konnte, Geld lockerzumachen und einfach auf einen Flop zu spekulieren. Diese "€žVorhersage"€œ tritt natürlich welch grausames Schicksal ein, der britische Publisher Reef-Entertainment bekommt seinen Verlust vom Staat ersetzt und die Investoren kriegen neben ihren steuerlichen Vorteilen ihr Geld zurück.

 

 

Und es ist vor alledem Geld, welches sicher vielen Kindern in der 3. Welt sicher ein besseres Leben ermöglichen würde. Und wer nicht gerne Geld spendet, gibt dem armen alten Obdachlosen in der Innenstadt für 30 Tage jeden Tag einen Cheeseburger vom McDonalds aus, da haben beide Seiten mehr von und es ist sinnvoller investiert. Ich kann jeden nur ausdrücklich davor warnen, so einen heimtückisch zusammengeschusterten Schund zu unterstützen!

 

Rekapitulieren wir mal: Wir haben grottenschlechten Rail-Shooter, welcher null Vielfalt oder Abwechslung bietet. Die Steuerung ist für diese Art von Shooter sehr unpräzise und warum man beim Nachladen durch bestimmten Tastenkombinationen zur Belohnung plötzlich doppelte Munition hat, konnte mir auch noch keiner wirklich erklären. Minispiel hin oder her, aber funktioniert dass im echten Leben auch mit meiner Brieftasche ? Wenn ich diese in bestimmten Richtungen drehe, befindet sich dann eventuell mehr Geld darin ?

 

Die wackelige Steuerung, die hässliche Grafik und der geringe Umfang lassen den Verdacht aufkommen, dass man dem Käufer eine Umsetzung eines Smartphone-Spiels unterjubeln möchte. Der virtuelle Rambo ist witziger Weise sogar besser animiert als der echte Sylvester Stallone. 30 Euro für so etwas zu Verlagen ist eine bodenlose Frechheit, selbst MGS V: Ground Zeros wird trotz seines geringen Umfangs deutlich mehr spaß bringen. Wie man Sylvester Stallone zur Synchronisierung seiner Filmfigur bewegen konnte, ist recht einfach zu erklären: Man hatte ihn nicht gefragt und benutze einfach die Original Tonaufnahmen der Filme, so kann man auch Kosten sparen. Ob das trotz der Erlaubnis durch StudioCanal, den Rechteinhabern der Rambo-Reihe juristisch so wasserdicht ist, sollten Stallones Anwälte lieber mal prüfen lasen. Dieses Spiel ist in seinem fertigen Zustand Ruf schädigend. Das selbe gilt für Richard Crenna, Rambo´s Vorgesetzter und Vorlage für Roy Campbell aus der Metal Gear-Reihe. Der ist zwar leider seit einigen Jahren tot, aber wie bei Sly würden mir als Angehöriger spätestens beim Release die Finger jucken.