I got that Boom Boom Pow
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Kein Jahr ohne den schnellsten Igel der Welt. Auch dieses Mal kämpfen Sonic und seine Freunde gegen den größenwahnsinnigen Dr. Ivo "Eggman" Robotnik, dessen ultimativer Plan (mal wieder) die Unterjochung des Planeten vorsieht. Als die Gruppe in einer alten Ruine den noch viel größenwahnsinnigeren Lyric aus seinem 1000 jährigen Schlaf erwecken, nimmt das Schicksal eine entscheidende Wendung !
Sonic Boom: Lyrics Aufstieg will vieles anders machen, als seine Vorgänger. Sega hat nach Jahren der Ungewissheit endlich herausgefunden, warum der blaue Igel deutlich unpopulärer ist, als ein gewisser italienischer Klempner aus dem Hause Nintendo: Sonic ist einfach nicht westlich genug. Aus diesem Grund ist man auf die glorreiche Idee gekommen, dem schnellsten Igel der Welt eine möglichst hippe und moderne CGI-Cartoon-Serie zu spendieren und diese als Basis für kommende Spiele zu nutzen. Richtig gelesen, Sonic Boom: Lyrics Aufstieg ist nicht das Ausgangsmaterial, auf dem die gleichnamige Serie basiert, sondern genau anders herum. Man nutzte die Situation auch gleich aus, um Sonic und seine Freude auch optisch an den westlichen Geschmack anzupassen. Aus diesem Grund tragen alle … Bandagen? Optisch erinnert das Ganze an eine andere populäre Serie, in der 4 mutierte und bandagierte Schildkröten als Ninjas gegen das Böse kämpfen. Die Figuren und Gegner wirken allesamt unsympathisch, uninspiriert und erfüllen jedes Cliché, um einen überdrehten 6 jährigen in Freudentränen ausbrechen zu lassen.
Wir haben den coolen Anführer (Sonic), den kindlichen aber technisch versierten Nerd (Tales), den ruppigen aber nicht besonders helle erscheinenden Ex-Rivalen (Knuckles) und natürlich Amy, die ab und an als Jungfrau in Nöten zur Verfügung steht. Und wir haben Sticks, eine Hinterwäldlerin aus dem Dschungel, die eine verblüffende Ähnlichkeit mit Aika aus dem dem RPG-Klassiker Skies of Arcadia besitzt. Garniert wird das Ganze durch eine Reihe von schlechten Witzen, gefolgt von pseudo-coolen One-linern, welche jeden zum Helden der großen Pause werden lassen. Noch schlimmer ist die Tatsache, das nahezu jede noch so belanglose Tätigkeit des Spielers durch die Spielfiguren mit einem blöden Spruch kommentiert wird.
Gott sei Dank kann man das endlos erscheinende Gelaber im Optionsmenü deaktivieren, anders ist das ganze auch nicht zu ertragen. Aber dies ist nur die Spitze des Eisbergs an Problemen, die Sonic Boom: Lyrics Aufstieg zu dem machen, was es leider Gottes auch ist: [u]Eine einzige Zumutung[/u]. Die Hintergrundgeschichte hat mit massiven Plot Holes zu kämpfen und würde auch ohne die sich später anbahnende [ACHTUNG, EPISCHER SPOILER] "Zeitreisethematik" absolut keinen Sinn ergeben:
[i][b]Warum zur Hölle will eine Schlange im Raumanzug überhaupt erst alles Leben auf dem Planeten ausrotten und anschließend mit Robotern wiederbevölkern?
Wenn die alten Roboter aus der Vorzeit darauf programmiert sind, jegliches Leben zu zerstören, besteht da nicht eine äußerst hohe Wahrscheinlichkeit, das diese gegen ihren äußerst lebendigen Gebieter rebellieren?
Selbst wenn das nicht passieren sollte, von was ernährt man sich als letztes Lebewesen, wenn es keine Nahrungsquellen mehr gibt?
Wer kleisterte vor 1000 Jahren die Zeichnung von Sonic und Tales an die Tür von Lyrics Gefängnis?
Warum kann nur Sonic diese Tür öffnen?
Warum ist keiner auf die Idee gekommen, einen Hinweis mit dem Betreff „ geh da nicht rein, Vollpfosten! MFG Zukunfts-Sonic“ an der Tür zu befestigen, als man grade zufällig 1000 Jahre in der Vergangenheit war?
Warum ist keiner der angeblich so mächtigen Ältesten aufzufinden, als man gerade zufällig 1000 Jahre in der Vergangenheit war?
Auch wenn Sonic und seine Freunde zumindest Off-Screen für diese Zeichnungen und die Tür verantwortlich sein sollten, ist es nicht verdammt kontraproduktiv, da es genau den Schlamassel in der Zukunft erst auslöst?
Warum trägt Dr. Robotnik nun plötzlich eine Uniform der kaiserlichen Luftwaffe?
Warum hat Shadow the Hedgehog einfach nur Agro und hat dabei noch weniger schauspielerisches Charisma als John Cena ?[/b][/i]
Unpatchbar ?
Ignorieren wir einfach die komplette Hintergrundgeschichte und beschäftigen wir uns lieber mit dem Gameplay. Das Kampfsystem entpuppt sich nach kurzer Zeit als simples Knöpfchen drücken ohne viel Anspruch und ohne eine Form von Abwechslung. Warum man nicht die Möglichkeit von Combos oder freischaltbare alternative Attacken in Betracht gezogen hat, ist und bleibt mir ein Mysterium. Wenig Mut zeigte man auch bei der Gestaltung der Puzzles- simpelste Schalterrätsel, welche dann auch noch durch ständiges Vorsagen der Begleiter gelöst werden.[b] Dora the Explorer anyone ?
[/b]
Aber das sind alles noch Kleinigkeiten im Vergleich zu dem, was nun kommt. Aus technischer Sicht befindet sich Lyrics Aufstieg nahe an einem Super-GAU. Das Spiel wird zwar von der leistungsstarken CryEngine 3 befeuert, viel zu bedeuten hat das aber noch lange nicht. Trotz einer Auflösung von gerade mal 720p erreicht die Framerate zu keinem Zeitpunkt die als spielbar geltenden 30 Bilder pro Sekunde. Dies frustriert gerade bei den Abschnitten, bei denen man ganz Sonic-typisch in hoher Geschwindigkeit verschiedenen Gefahren ausweichen muss, was letztlich auch genau das ist, was die Reihe all die Jahre ausgemacht hat. Im Co-Op-Modus sinkt die Framerate sogar noch mehr und wird durch diese Ruckelorgie nun endgültig unspielbar. Hinzu kommen eine nahe zu verwaiste Oberwelt, eine ungenaue Kamera und eine Reihe von ziemlich seltsamen Bugs und Gliches, welche es möglich machen, mal eben 80 Prozent der regulären Spielzeit zu überspringen. An nahe zu allen Ecken wirkt das Spiel äußerst unfertig und so kommt schnell die Frage auf, warum Sega gerade einem so jungen und unerfahrenen Entwicklungsstudio wie Big Red Button Entertainment genau das eine Franchise anvertraut hat, das faktisch das Aushängeschild der Firma ist.
Die Antwort ist schlicht und ergreifend, das Sega die Entwickler mit der Deadline einfach überfordert hat. Die geplante Serie stand in den Startlöchern und konnte aus Kostengründen nicht einfach verschoben werden. Big Red Button Entertainment hatte einfach keine andere Wahl, als das vorhandene Material in eine möglichst spielbare Form zu bringen. Viele der ursprünglich geplanten Features und Levels wurden aus Zeitgründen komplett gestrichen oder drastisch überarbeitet und haben nur wenig mit dem Endprodukt gemeinsam. Das stützt sich auch mit einer Vielzahl von Erfahrungsberichten zur diesjährigen E³, welche dem Titel nicht nur eine bessere Optik, sondern auch deutlich mehr Umfang bescheinigen.
Interessanterweise liefen alle Demostationen in Los Angeles zu keinem Zeitpunkt auf Wii U Hardware, sondern auf einem normalen PC mit Windows 7. Bloßer Zufall oder Absicht?
Positiv
-Das Spiel startet
-Teils sehr große Levels
Negativ
-Teils unterirdische Grafik
-Katastrophale Framerate ...
- ... die im Co-Op noch weiter abnimmt
-Viele Bugs und Gliches
-Eine einzige große Baustelle
-Unspektakulärer Soundtrack ohne Highlights
-Ungenaue Kamera
-Langweilige Hintergrundgeschichte mit vielen Logikfehlern
-Anspruchslose Rätsel
-Nervende Charaktere ...
- ... ohne eine Spur von Persönlichkeit ...
- ... die einfach nicht die Klappe halten wollen.
-verwaiste Oberwelt