Citizens of Earth - Review

Citizens of Earth

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Review
WIIU
11
[b]"Ab dem heutigen Tag beginnt eine neue Weltordnung. Eure Ländereien, eure Besitztümer und eure jämmerlichen Leben werden ab sofort als Tribut an mich entrichtet. Als Lohn für eure bedingungslose Unterwerfung werdet ihr unter meinem Schutz stehen. Mit anderen Worten, ich werde euch erlauben, weiter zu leben."
 
Amtsansprache von Vizepräsident Horst MacHammergeil [/b]
 
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Citizens of Earth will eine Hommage an das Kult-RPG Earthbound sein. Nachdem das Spiel des kanadischen Indi-Entwicklers Eden Industries grandios auf Kickstarter gescheitert ist, folgt nun eine überraschende Wiedergeburt. Atlus, den meisten als das Entwicklungsstudio hinter der Persona-Reihe bekannt, sprang glücklicherweise als Publisher ein und ermöglichte auch eine Umsetzung für Nintendos Wii U.
 
 

Wir haben die Kraft für Starke Lügen

 
In der Rolle des amtierenden Vize-Präsidenten der Erde müssen natürlich die unveräußerlichen Grundwerte des Planeten mit allen Mitteln verteidigt werden. Nachdem wir unseren Hauptdarsteller den äußerst stimmigen Namen Horst MacHammergeil gegeben haben, statten wir unserer liebsten Mutter einen spontanen mehrtägigen Besuch ab. Ständig Befehle zu gegeben ist ja auf Dauer ziemlich anstrengend, weswegen wir uns bereits 24 Stunden nach unserer Amtseinführung einen ausgedehnten Urlaub verdient haben. Ist ja fast so wie im richtigen Leben …
 
Erzkonservativ, populistisch und ohne eigene Persönlichkeit ausgestattet, ist MacHammergeil wohl der Traumkandidat für jede zukünftige US-amerikanische Präsidentenwahl. Es ist offensichtlich kein Zufall, dass der Hauptdarsteller wie das ungewollte Liebeskind von Donald Trump und Mitt Romney aussieht. Da dieser weder viel Ahnung, noch irgendeine Qualifikation für den Beruf des Vize-Präsidenten der Erde besitzt, ist es verständlich, das eine reihe von Mitarbeitern die komplette Arbeit für unseren Top-Politiker übernehmen.Natürlich ändert sich diese Einstellung auch nicht im Kampf gegen Demonstranten, Hippies, Feministinnen und sonstiges linkes Gesocks. Bis zu 40 verschiedene Charaktere sind im Laufe des Abenteuers rekrutierbar, welche euch nicht nur im Kampf unterstützen, sondern auch die Umwelt beeinflussen können.
Zu anfangs muss man sich aber mit seinen Familienmitgliedern zufriedengeben. So wird unser schmächtiger Bruder als Tank herhalten und ist für das Grobe zuständig, während unsere liebste Mutter als Heilerin mittels Umarmung ein paar Lebenspunkte regenerieren kann. Und wenn die Situation doch aussichtslos erscheint, gibt es ja noch die gefürchtete Stinkesocke, welche den Gegner vergiften kann.
 
Ist ja fast so wie im richtigen Leben … ?
 
Da die Gruppe des Vize-Präsidenten aus ominösen Gründen die Gegnerscharen wie ein Magnet anziehen, wird man an den meisten Konfrontationen nicht vorbei kommen. Gerade die teilweise enge Bebauung der unterschiedlichen Abschnitte lassen einem nur wenig Luft zu flucht, die etwas unpräzise wirkende Steuerung ist auch nicht besonders hilfreich.
So wird der Spaziergang durch den Pom-Pom-Wald zu einer echten Geduldsprobe, schließlich wartet hinter jeder Ecke eine der gefürchteten Blasenbienen auf unsere Helden. Sollte man auch nur versehendlich in die falsche Richtung gehen, irgendwo hängen bleiben oder auch nur einen einzigen Pixel zu weit beim Gegner befinden, folgt mal wieder ein kurzer Ausflug in den Kampfmodus. Ab einem gewissen Punkt nimmt das Gegneraufkommen dazu noch so exorbitant zu, das ich nur noch blind irgendeinen Knopf gedrückt habe, um möglichst schnell aus dem Kampf herauskommen.
 
Insgesamt noch zu verkraften, aber in so machen Situationen einfach nur nervig. Auch aus technischer Sicht läuft nicht alles optimal. Der grafische Stil mag natürlich eine persönliche Geschmackssache sein, Citizen of Earth ist und bleibt aber einfach unspektakulär. Es wäre deutlich passender gewesen, konsequent auf einen 16-Bit-Stil zu setzen, welcher die ja beworbene Hommage an Earthbound noch unterstrichen hätte. Warum man nicht diese Chance ergriffen hat und stattdessen auf einen „Habe ich schon 1000-mal schon bei einem Flash-Game gesehen“-Look gegriffen hat, kann ich nicht nachvollziehen. Zudem wurde auch die Wii U Version nicht komplett von Bugs befreit, was den Gesamteindruck noch zusätzlich verschlechtert. Wäre es so schlimm gewesen, noch eine Woche Bugfixing mit dran zu hängen?
 

Sei gegrüsst werter Steuerzahler !

 
Wie ich schon durch den äußerst unabhängigen Sender RussiaToday erfahren habe, ist Amerika durch und durch schlecht, übergewichtig und bis ins Mark verdorben. Die Persiflage des American Way of Life ist an sich ja noch vertretbar, an das teils hohe Niveau einer gut geschriebenen SouthPark Episode kommt Citizens of Earth zu keinem Zeitpunkt heran. Ein großes Problem besteht darin, dass die meisten Spieler außerhalb der USA mit der Vielzahl an überzogenen Karikaturen und Anspielungen wenig anfangen können.
 
Viele US-Amerikaner wissen zum Beispiel sofort: In Deutschland leben entweder nur Nazis oder preußische Miesepeter mit Pickelhelm, in Frankreich heißt jedes Kind grundsätzlich Pierre oder Jacques und tanzt stundenlang mit einem Baguette um die Litfaßsäule (https://www.youtube.com/watch?v=4uFTFf4328U), in Italien sind alle klein, korrupt oder gehören der hiesigen Mafia an und der Engländer ist meistens hässlich, angetrunken und rothaarig. Bei Citizens of Earth fällt es oft schwer, überhaupt zu erkennen, was denn diese Spielfigur überhaupt parodieren soll. Klar, Verschwörungstheoretiker gibt es überall und ich frage auch nicht nach, warum es Bob Ross ins Spiel geschafft hat, aber selbst als informierter Mensch kann ich mit den meisten Figuren nichts anfangen. Was ist zum Beispiel mit dem kleinen Mädchen, das im Superheldenkostüm im Rollspiel sitzt? Soll das jetzt eine Anspielung an das berühmte Batkid und die Make-A-Wish-Foundation sein? Das ist nicht witzig, das ist krank.
 
Was will mir der Entwickler damit nun wieder sagen? Dass sich zum Beispiel der ehemalige US-Präsident George W. Bush genau wie MacHammergeil nach der Amtseinführung erst einmal einen Urlaub auf Staatskosten gegönnt hat, mag zwar ein netter Seitenhieb sein, aber wie viele Spieler verstehen diesen auch? Ich wette sogar, dass 99 Prozent der Leser dieses Review wahrscheinlich das erste Mal überhaupt davon hören. Warum in diesen Punkt nicht ein bisschen weitergedacht hat und somit die restliche Weltbevölkerung in Unwissenheit lässt, wissen nur die Götter.
 
Auf der anderen Seite, wenn die Gags funktionieren, dann tun sich es auch richtig. Jeder, der bei den vielen wirren Aussagen eines bekannten süddeutschen Ministerpräsidenten nur noch den Kopf schüttelt oder das Gesicht verzieht, wird aus dem Schmunzeln nicht mehr herauskommen. Was MacHammergeil teilweise für Sprüche in Welt setzt, bewegen sich ständig auf dem schmalen Grad zwischen intelligent und totalen Schwachsinn, welche wohl auf jeder CSU-Wahlveranstaltung große Zusprüche finden würde. Sei es die berechtigte Frage, warum kleine und damit auch minderjährige Mädchen in einem Haus ohne Eltern leben können oder die Tatsache das man im Anzug im Bett schläft, MacHammergeil kann wirklich verdammt witzig sein. Die wichtigste Voraussetzung dafür ist aber, dass man sich nicht zu sehr auf die deutsche Übersetzung verlassen sollte. Diese ist zwar bis auf ein paar kleinere Fehler ganz ordentlich, ein Großteil der Witze geht wie bei so vielen Spielen einfach unter.
 

Positiv:


+ Der Hauptdarsteller ...
+ … der einfach nicht die Klappe halten kann.
+ Sympathische und überdrehte Charaktere
+ Viele Nebenquests
+ Großer Umfang
+ Ordentliche Synchronisierung
+ Intelligenter Humor
+ Viele Anspielungen und Karikaturen ...
 

Negativ:


- … mit denen der europäische Durchschnittspieler wenig anfangen kann
- Teilweise übertriebenes Gegneraufkommen
- Technisch unspektakulär
- Kleinere Bugs
- Auswechselbarer Soundtrack
- Unverhältnismäßig häufiges und langes Nachladen
- Steuerung nicht optimal (Wii U Gamepad)
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VOID

Fazit

Pro
 
Contra
 
trip
Citizens of Earth ist vieles ... aber definitiv kein neues Earthbound. Technisch wie auch musikalisch vollkommen unspektakulär, auf der anderen Seite unheimlich witzig und originell. Insgesamt mag ja das Konzept auf dem Papier einiges hermachen, das ist aber noch lange kein Erfolgsgarant. Die vielen Kleinigkeiten sorgen dafür, dass es sich hier um kein zweites Shovel Knight handelt.
 

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