Horizon Zero Dawn - Review

Horizon Zero Dawn

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Review
PS4
66
Das niederländische Studio Guerrilla Games brachte seit dem Jahr 2004 nur Killzone Spiele heraus. Diese wurden einmal besser, einmal schlechter von Fans und Presse aufgenommen. 2011 wollten die Entwickler aber für eine Veränderung sorgen und nahmen die Entwicklung ihres ersten Rollenspiels auf. Nachdem "Shadow Fall", der bislang letzte Ableger der Killzone Reihe, 2013 erschienen ist, konzentrierten sich alle Mitarbeiter auf Horizon Zero Dawn.
 
Knappe sechs Jahre später steht das Open World Abenteuer nun schon seit einigen Wochen in den Händlerregalen. Sony gab schon eine Erfolgsmeldung bekannt, eine Story-Erweiterung befindet sich in Arbeit. Warum der Erfolg absolut gerechtfertigt ist, könnt ihr im Review zum Spiel lesen.
 

Zivilisation weg - Menschen noch da

 
2015 wurde Horizon Zero Dawn auf der großen E3 Bühne angekündigt. Schon Monate zuvor tauchten aber erste Artworks auf, die Maschinen-Dinosaurier und Menschen im Kampf zeigten. Die Vorzeichen wurden bestätigt: es handelte sich um ein postapokalyptisches Abenteuer, in dem man die junge Aloy auf ihrer Reise begleiten wird. Die menschliche Zivilisation wurde zu einem nicht näher bestimmten Zeitpunkt vernichtet, einige Menschen konnten aber überleben und finden sich in quasi urzeitlichen Stämmen wieder. Die Welt wird von Maschinenwesen bevölkert, die den Überlebenden nicht wohlgesonnen sind. Bislang schöpfte das Studio nie das volle Potential seines Universums aus, warum sollte es bei Horizon anders sein, dachten viele im Vorfeld.
 
Dieses Problem erkannten auch die Entwickler und sorgten für Abhilfe. Mit John Gonzales wurde ein neuer Lead Writer verpflichtet, der sich zuvor um die Geschichte in Fallout: New Vegas gekümmert hat. Das Abenteuer beginnt mit einer jungen Aloy, die von ihrem Stamm – den Nora – verstoßen wurde. Aufgezogen wird sie von ihrem Ziehvater Rost, der ihr jagen und vieles mehr beibringt. Mit der Zeit werden die lebenden Maschinen immer aggressiver und so begibt sich Aloy später auf eine Reise, um der Gefahr entgegenzutreten und vorrangig mehr über ihre Geschichte herauszufinden. Den Aufwand, den Gonzales und die anderen Schreiberlinge betrieben haben, merkt man dem Spiel an jeder Ecke an. Viele Details wurden ausgearbeitet. Das Universum gibt noch Stoff für unzählige Geschichten her. Trotzdem endet Aloys Reise nicht unbefriedigend. Viele Fragen werden beantwortet und kommen zu einem guten Abschluss. Die Geschichte ist eine große Stärke von Horizon Zero Dawn und wird in der Story-Erweiterung hoffentlich würdigend weitererzählt.
 

Die Welt, die einst war

Inline Bild Aloy mit ihrem Ziehvater Rost
 
Das Setting lässt quasi keine Wünsche übrig. Aloy bereist in der großen Spielwelt unzählige Gebiete, die sich voneinander unterscheiden. Es gibt Wüsten, Eislandschaften, Dschungel und gemäßigte Zonen. Die verschiedenen Stämme - im Spiel gibt es drei - haben sich den Begebenheiten der Landschaften angepasst. Während die Nora sehr naturverbunden sind und in größeren Holzbauten leben, sind die Oseram in den weitläufigen Gebirgen zu Hause. Sie leben von der Arbeit mit Metallen und sind als Söldner bekannt. Ihre Burgen sind bereits eindrucksvoll, werden aber von den Bauten der Carja in den Schatten gestellt. Kommt ihr das erste Mal nach Meridian, wird es euch quasi den Atem verschlagen. Das Design-Highlight stellen aber die Maschinen-Wesen dar. Teilweise von Dinosauriern und einen Mix aus anderen Tieren entlehnt, bewegen sie sich realistisch und sind lebensecht animiert.
 
Im Verlauf der Geschichte wird man in jeden Winkel der Welt getrieben. Nach einigen Missionen öffnet sich die Welt und man kann überallhin. Eine allzu gute Idee ist das anfangs aber nicht. Je weiter man vorankommt, desto stärker und größer werden auch die Maschinen, die einen bedrohen. Besonders auf den höheren Schwierigkeitsgraden ist ohne richtige Ausüstung schnell Endstation.
Zum Glück gibt es nach Abschluss gewisser Missionen neues Equipment und Händler bieten einem überall ihre Waren an. Als gebräuchlichstes Zahlungsmittel dienen Metallscherben, die man von erlegten Maschinen erbeutet. Diese Metallscherben kann man gegen neue Waffen, andere Rohstoffe, Tränke und weiteres umtauschen. Wie Homer Simpson schon sagte: "€žMetallscherben kann man gegen Waren und Dienstleistungen eintauschen"...oder so ähnlich. Besiegt Aloy Maschinen, erhält sie auch Erfahrungspunkte, die sie im Level aufsteigen lassen, was uns zum Rollenspielaspekt von Horizon bringt.
 

Skilltree à la Far Cry

 
Wie es die Überschrift schon vorwegnimmt: Allzu kompliziert fällt der Skilltree nicht aus. Es gibt insgesamt drei Bäume, in die man seine wertvollen Punkte investieren kann. Bessere Jagd-, Kampf- und Überlebensfähigkeiten werden über den Verlauf des Spiels verügbar, von denen manche mehr, manche weniger hilfreich sind. Insgesamt kann Aloy bis Level 50 aufsteigen. Erledigt man einen Großteil der Aufgaben, ist der Skilltree bis zum Ende des Spiels auf jeden Fall gefüllt.
Ein weiterer Aspekt des Rollenspielgameplays sind die verschiedenen Waffen, die man im Kampf einsetzen kann. Im Spielverlauf kann man verschiedene Bogen, Seilwerfer, Schleudern und temporär sogar Kanonen bekommen, die man von menschlichen oder Maschinengegnern erhält. Diese verursachen dann besonders viel Schaden. Jede Waffe kann man mit bis zu drei Boni modifizieren. Dadurch wird das Handling besser oder man verursacht mehr Schaden. Es empfiehlt sich, bei verschiedenen Gegnern auch auf verschiedene Waffen(arten) zurückzugreifen. Durch einfaches Scannen offenbaren sich die Schwächen der Maschinen gegen allerlei Elemente. Manche sind empfindlich gegen Feuer? Dann mal flugs einen Feuerpfeil auf das Biest schießen. Verschiedene Teile lassen sich abschießen und verwunden die Bestie in erheblichem Maße. Bei besonders mächtigen Maschinen fällt dann auch mal eine besagte Waffe ab, die man gegen andere richten kann.
 
Garniert wird das Ganze durch einen hohen Stealth-Aspekt. Nicht alle Konfrontationen konnten im Spieldurchlauf leise erledigt werden, viele davon aber schon. Duckt man sich im Gras, ist man für die meisten Wesen unsichtbar und kann sie problemlos im Nahkampf erledigen. Wer ganz geschickt vorgehen will, kann Maschinen überbrücken und sie gegen andere Maschinen in den Kampf schicken. Sieht anschließend nicht nur spektakulär aus, sondern entlastet auch. Wer Konfrontation weiter aus dem Weg gehen will, kann den Marschweg einer Maschine markieren.
 
In vielen Rollenspielen wird mittlerweile auf ein Dialogsystem gesetzt und auch Horizon Zero Dawn kommt nicht um eines herum. In Gesprächen mit den zahlreichen NPCs, die Sprechertechnisch ihre Arbeit gut machen und Emotionen rüberbringen, kann man zwischen verschiedenen Möglichkeiten wählen. Aloy kann dann besonnen, genervt oder einfühlend reagieren. Die Auswahl hat allerdings keine Konsequenzen für die Geschichte. Hier könnte man bei einem Nachfolger für noch mehr Tiefe sorgen.
 

Viel zu tun in der Post-Post-Apokalypse

Inline Bild Im Kampf gegen einen Donnerkiefer
 
Guerrilla Games haben nicht nur eine originelle und authentische Welt mit einer starken Story geschaffen. In der Post-Post-Apokalypse gibt es auch allerhand zu tun. Der Abspann flimmerte nach exakt 43 Stunden über den Bildschirm. Soweit wurden alle Aktivitäten, Nebenaufgaben und Sammelaufgaben erledigt. Zu keinem Zeitpunkt kam dabei Langeweile auf. Horizon Zero Dawn mag zwar in manchen Bereichen der Ubisoft Formel folgen, man wird aber nicht von Symbolen auf der Map erschlagen.
 
Manche Nebenquests sind stark ausgearbeitet. So verfolgt man eine kleine Nebengeschichte über mehrere Quests und erhält dadurch auch besondere Belohnungen. Einfache Nebenaufgaben arten aber zu sehr in Fetchquests oder "€žRenne nach A, scanne einen Punkt B, folge Punkt B bis zu Gegner C und erledige Gegner C", aus. Vor allem über größere Distanzen kann das ab und zu nerven, wenn man nicht gerade ein Schnellreisegepäck dabei hat oder auf ein Reittier zurückgreift. Entschädigt wird man auf dem Fußmarsch aber durch tolle Panoramen und abwechslungsreiche Kämpfe, die bis zum Schluss bei der Stange gehalten haben. Man orientiert sich zwar ganz klar an Hexer Geralt, in Gänze kann man diese Qualität aber nicht erreichen.
 
Feindliche Banditenlager sind ebenfalls aus anderen Spielen bekannt. Nehmt ihr diese ein und tötet die Feinde, werden euch ein Händler und ein Schnellreisepunkt gewährt. Leider fallen die Kämpfe gegen menschliche Gegner im Vergleich zu den Maschinen stark ab. Die KI ist einfach zu doof, um für eine wirkliche Bedrohung zu sorgen. Meistens lassen sich die Gegner einzeln anlocken und leise erledigen. Andere Gegner in der Umgebung scheint das aber nicht unbedingt zu stören. Werdet ihr allerdings entdeckt und ihr bekommt es mit einer Übermacht zu tun, kann das Ganze in etwas Stress ausarten.
Sammelgegenstände sind meist nur für Trophäenjäger interessant. Die Metallblumen sorgen aber für interessante Storyschnippsel, wenn man genau aufpasst. Das besondere Highlight bei den Nebenaufgaben sind allerdings die Brutstätten. In solchen Höhlen müsst ihr bis zu einem Kern vordringen und eine mächtige Maschine besiegen. überbrückt ihr anschließend den Kern, könnt ihr weitere Maschinenwesen kontrollieren, von denen es immerhin 26 Stück im Spiel gibt. Die Brutstätten sind wunderbar designt und fordern euch jedes Mal.
 
Im Vorfeld sorgten die Langhälse für Kritik, die ähnlich wie die Türme in den Ubisoft Open World Spielen funktionieren. Klettert ihr an ihnen empor, könnt ihr sie überschreiben und so einen weiteren Teil der Welt und was es daran zu entdecken gibt, aufdecken. Anders als in den oben genannten Titeln, ist das aber mit einer gewissen Herausforderung verbunden. Entweder befinden sich Maschinen oder menschliche Gegner im Umkreis, die ihr zunächst erledigen müsst. Zudem müsst ihr den Langhals auch erst besteigen, was nur von gewissen Plattformen aus funktioniert. Insgesamt übertreibt Guerrilla Games es nicht mit den Nebenaufgaben. Sowohl Brutstätten, als auch Langhälse gibt es nur eine Handvoll im Spiel. So kommt nie eine Übersättigung oder Müdigkeit auf. Selbst die normalen Sammelgegenstände wurden nicht zu Hunderten platziert und bergen hier und da eine gewisse Herausforderung, sie zu finden.
 

Meister der Technik

Inline Bild Aloy bereitet sich auf ihr Abenteuer vor
 
Für ihre technisch und grafisch herausragenden Spiele sind die Entwickler seit jeher bekannt. Sowohl auf der PlayStation 2, als auch auf der PlayStation 3 sorgten sie für einen Augenschmaus. Killzone Shadow Fall gilt mehr als drei Jahre nach Launch der PlayStation 4 noch als hübscher Titel. Was man mit Horizon Zero Dawn aber auf den Bildschirm zaubert, ist alleine auf der Standard PS4 ein Glanzstück. Man liefert eine super detaillierte Grafik ab, die man sich aber durch einige technische Kniffe erkauft. Manche Texturen werden erst scharf, wenn Aloy sich dem Geschehen nähert, Bäume, Sträucher und ähnliches ploppen auch erst vor unserer Protagonistin auf.
Die Weitsicht ist an hohen Stellen sehr beeindruckend. Weit entfernte Gebiete verschwinden aber gerne im Nebel, ein öfters genutztes Mittel, um die Qualität nicht leiden zu lassen. Es ist an keiner Stelle unbedingt störend, achtet man aber darauf, fällt es einem ins Auge. Die angepeilten 30fps der Entwickler werden auf der Standard PS4 zu jeder Zeit gehalten. Sollten kleinere Einbrüche vorhanden gewesen sein, wurden diese mit dem einen oder anderen Patch in der Zwischenzeit behoben.
 

Pro:


+ Intelligente und vor allem logisch erzählte Geschichte
+ Spaßige Kämpfe, die immer wieder fordern
+ Es gibt viel zu entdecken und zu sehen
+ Von den Maschinen, über die Landschaften und Siedlungen designtechnisch überragend
+ Interessante Nebenaufgaben
 

Contra:


- ...deren Qualität aber nicht durchgehend gehalten werden kann
- Klettereien steuern sich ziemlich hakelig und sind anspruchslos
- Menschliche KI ist doof wie Stroh
- Gesichtsanimationen oftmals durchschnittlich
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VOID

Fazit

Pro
 
Contra
 
miperco
Ich verstehe Spieler, die vor dem Release ziemlich skeptisch waren. Guerrilla Games war bislang nicht berühmt dafür, tiefgehende Geschichten mit guten Charakteren zu erzählen. Fast ein Jahrzehnt konzentrierte man sich nur auf Ego-Shooter, wodurch der Mut zu einer derart krassen Veränderung nur noch lobender hervorgehoben werden sollte. Das Studio verstärkte sich zum Anfang der Entwicklung sinnvoll. Für Story und Charaktere wurden fähige Männer verpflichtet, auch für Quests und Gameplay konnte man Personen mit Ahnung von der Materie engagieren.
 
Egal, wie man es dreht und wendet, am Ende ist ein absolut rundes Action-Rollenspiel herausgekommen. Der Titel bietet eine wundervolle Grafik, eine tolle, detaillierte Welt, erzählt eine gute und intelligente Geschichte, zeigt uns ausgearbeitete Charaktere und spaßige Kämpfe, die auch bis zum Schluss motivieren.
 
Man erlaubt sich nur wenige Fehler, die aber niemals gravierend sind oder den Spielspaß stören. Ich wurde in eine Welt hineingezogen, die von Anfang an realistisch und überzeugend daherkam. Nun beginnt die Wartezeit auf die Story-Erweiterung und den wohl schon in Stein gemeißelten zweiten Teil.

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